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19.2.2016 - Seit rund 800 Jahren leben Muslime in der Dobrudscha, jener Region zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer im heutigen Rumänien. Das Zusammenleben verläuft traditionell reibungslos. Die 70.000 Muslime verstehen

sich selbst als „treue Muslime, loyale Staatsbürger und gute Europäer“, wie Großmufti Iusuf Murat nicht müde wird zu betonen. Bis heute zählen rund 70 Moscheen zum Muftiat von Rumänien, die von einheimischen Imamen aus dem Land betreut werden.

 

Der evangelische Pfarrer und Publizist Dr. Jürgen Henkel aus Selb bereist seit 1991 Rumänien. Er hat zehn Jahre dort gelebt und den Islam des Landes in seiner besonderen Prägung als Euro-Islam kennengelernt. Von 2003 bis 2008 hat Henkel die Evangelische Akademie Siebenbürgen/EAS in Hermannstadt geleitet und dabei auch Konferenzen zu religiösen Themen unter Beteiligung von Muslimen organisiert.

Nun hat Henkel ein Buch zum Thema veröffentlicht unter dem Titel „Halbmond über der Dobrudscha. Der Islam in Rumänien“. Das Werk ist in der von ihm selbst herausgegebenen Reihe „Deutsch-Rumänische Theologische Bibliothek“ erschienen. Jüngst präsentierte Henkel den Band in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Hermannstadt und im Deutschen Kulturzentrum Friedrich-Schiller-Haus in Bukarest. Der 230 Seiten umfassende Band mit rund 180 meist farbigen Bildern im Hochglanzdruck ist das erste umfassende Kompendium zum Islam in Rumänien in deutscher Sprache überhaupt. Beeindruckende Bilder und hintergründige Beiträge bilden eine interessante Mischung.

Das Buch enthält im ersten Teil – „Einblicke“ – eine ausführliche reich bebilderte Reportage über mehrwöchige Recherchereisen Henkels in der Dobrudscha und ein ausführliches Interview mit dem Großmufti. Ein eigener umfangreicher Bildteil „Rundblicke“ stellt 30 Moscheen mit jeweils mehreren Groß- und Detail-, Außen- und Innenaufnahmen vor und gibt historische Aufnahmen alter Moscheen wieder. Die meisten Fotografien stammen von Jürgen Henkel selbst. Der Band vermittelt einen bunten und gewinnenden Eindruck vom Leben und den heiligen Stätten der Muslime in Rumänien, die sich immer als Teil des Staates und des Staatsvolks verstanden und nie Abgrenzungstendenzen zeigten. Auch historische Postkarten mit muslimischen Motiven sind reproduziert.

„Das Thema der Integration im heutigen Sinne stellt sich hier gar nicht, denn der Islam war in Rumänien immer schon da. Die Muslime betrachten die Dobrudscha als ihre Heimat und kämpfen heute selbst gegen den Einfluss radikaler Strömungen aus dem arabischen Raum“, so Henkel bei den Buchpräsentationen.

Im Abschnitt „Rückblicke“ bietet der Band Beiträge renommierter Wissenschaftler aus Rumänien, darunter auch muslimischer Autoren, zur Geschichte und Gegenwart der muslimischen Kultusgemeinschaft in Rumänien seit dem 13. Jahrhundert sowie der besonders spannenden Entstehungsgeschichte der König-Carol-Moschee in Konstanza. Diese Moschee ist ein Geschenk des deutschstämmigen Königs Carol an die Muslime zum Dank für Loyalität zum Staat Rumänien nach dem Übergang der Dobrudscha aus dem Osmanischen Reich an Rumänien. Weitere Texte behandeln unter anderem das muslimische Bildungswesen und den antikommunistischen Widerstand. Auch der Textteil ist reich bebildert. Jürgen Henkel hat die Beiträge eigens für den Band ins Deutsche übersetzt. Im Anhang finden sich das komplette staatlich anerkannte Statut der Kultusgemeinschaft sowie ein Überblicksartikel über die Dobrudscha von Josef Sallanz.

Großmufti Iusuf Murat unterstrich bei der Buchpräsentation in Hermannstadt: „Der Islam ist eine Religion des Friedens. Jede andere Auslegung des Koran ist eine falsche Interpretation, die dem Islam schadet. Wir lehnen jede Gewalt zur Durchsetzung des Islam strikt ab und pflegen seit Jahrhunderten ein friedliches Zusammenleben mit allen Religionen und Völkern.“ Für die Muslime in Rumänien sei die Loyalität zum Staat und die Treue zu den Gesetzen des Landes eine Selbstverständlichkeit. Die Dobrudscha würdigte Großmufti Murat als „Modell des interreligiösen und interethnischen Zusammenlebens“.

Der 38jährige Großmufti bezeichnete eine enge Zusammenarbeit mit dem Staat als „unverzichtbar für beide Seiten im Kampf gegen fundamentalistische Einflüsse von außen auf die Kultusgemeinschaft“. Das Muftiat sei vom Staat Rumänien staatskirchenrechtlich anerkannt wie die Kirchen und werde entsprechend vom Staat unterstützt. Dies sei auch wichtig in der Auseinandersetzung mit arabischen Stiftungen, die aus dubiosen ausländischen Quellen finanziert werden und die friedliebenden Muslime in Rumänien negativ zu beeinflussen suchen.

Hochrangige Gäste waren der Einladung zur Buchpremiere gefolgt. So war in Hermannstadt unter anderem der frühere evangelische Bischof Christoph Klein anwesend, in Bukarest Unterstaatssekretärin Christiane Gertrud Cosmatu vom Minderheitendepartment der Regierung Rumäniens, Klaus Christian Olasz von der Deutschen Botschaft sowie Vertreter deutscher und rumänischer Medien. Der Band ist ab sofort im Buchhandel oder beim Verlag direkt bestellbar.

 

selb-live.de – Presseinfo

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