2.4.2021 – Die 5. Klassen des WGG fahren ins Schullandheim. Die 5. Klassen treffen sich zu einem Kennenlern-Nachmittag mit den Tutoren in der Schule. Die 5. Klassen arbeiten gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt des Gymnasiums hin. Es klingt nach ferner Vergangenheit, wenn diese Aktivitäten aufgezählt werden, tatsächlich haben die Schülerinnen und Schüler, die aktuell die 6. Klasse besuchen, all das miterleben dürfen – im Schuljahr 2019/20.
Noch im Dezember 2019 konnte sich niemand vorstellen, wie dramatisch sich die Situation an den Schulen, für Schülerinnen und Schüler, für Familien und Lehrkräfte verändern würde und dass seitdem Wochen und Monate ins Land gegangen sind, in denen die Klassenzimmer leer bleiben mussten. Ende Januar 2020 bot das Walter-Gropius-Gymnasium den damaligen Viertklässlerinnen und Viertklässlern die Gelegenheit, beim (eigentlich) alljährlich stattfindenden Tag der offenen Tür das WGG näher in Augenschein zu nehmen und hautnah zu erleben, was sich im Unterricht am Gymnasium so alles abspielt. Die Anmeldung an der neuen Schule erfolgte dann schon zu großen Teilen digital, denn der erste Lockdown sorgte auch für geschlossene Schulen; die zukünftigen WGGler durften nicht wie sonst üblich im Frühjahr einfach mit ihren Eltern und gemeinsam mit ihren Freunden nach Selb kommen, um sich anzumelden und sich gleich noch einmal umzuschauen, wo sie nach den Herbstferien denn täglich beschäftigt sein würden. Abstand halten, Maske tragen, Termine einhalten, Schule und Lernen zuhause – auch, dass diese Schlagworte ein gutes Jahr später weiterhin fester Bestandteil des üblichen Tagesablaufs sein würden, ahnten damals vermutlich die wenigsten.
Die 4. Klasse endete für viele Kinder im Distanzunterricht oder zumindest ohne großen persönlichen Abschied aus diesem wichtigen Lebensabschnitt; die 5. Klasse begann zwar gemeinsam mit alten Freunden und neuen Mitschülerinnen und Mitschülern, aber wiederum ohne die besonderen Momente, die einen ersten Schultag sonst ausmachen. Die zweite Corona-Welle zeichnete sich ab, Aktivitäten mussten ausfallen oder im kleineren Rahmen als üblich abgehalten werden. Dennoch waren Schüler wie Lehrer froh, zusammen in der Schule sein zu dürfen und wieder miteinander zu lernen und Zeit zu verbringen – bis Corona am WGG zum ersten Mal ausgerechnet in der 5. Jahrgangsstufe auftauchte. Quarantäne, Schule online, Testung – die nächsten Begriffe, die in keinem Schulbuch auftauchen, waren plötzlich in aller Munde. Es ging weiter: Masken im Unterricht, feste Plätze im Klassenzimmer und im Pausenhof, Lüften bei jedem Wetter, erst Präsenz- und dann seit Mitte Dezember wieder Distanzunterricht.
Die Liste unerwarteter Entwicklungen ließe sich noch lange fortsetzen, und sie klingt im ersten Moment trist. Aber ist es wirklich so? Wie läuft dieses erste Jahr am Gymnasium denn nun tatsächlich ab? Die 5. Klasse ist eine Zeit des Ankommens, der Weiterentwicklung und der Anpassung, und das gelingt am WGG schnell, wenn auch schneller als geplant. Der Unterricht findet in Videokonferenzen statt, Unterrichtsmaterial findet sich auf der Plattform Moodle. Schüler wie Lehrer erleben täglich das Prinzip „learning by doing“: sie arbeiten sich in Computerprogramme ein, stellen einen Kalender für Unterricht und Hausaufgaben zusammen, sie kommunizieren per Mail, Chat oder auch per Telefon. Schule läuft in Wohn- und Kinderzimmern ab, mal frühmorgens, mal spätnachmittags; Eigenverantwortung und Selbstorganisation gehören viel früher als gedacht zum Repertoire der Kinder, aber sie bewältigen die Situation in den meisten Fällen gut. Und wenn es doch einmal Probleme gibt, dann sind die Lehrkräfte schnell erreichbar und versuchen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, die Unklarheiten aufzulösen.
Überhaupt: „gemeinsam“ ist das nächste Schlüsselwort in diesen Ausnahmezeiten. Nur gemeinsam kann die neue Art des Unterrichts zum Erfolg werden, das Dreieck Lehrkräfte – Schüler – Eltern ist noch enger miteinander verbunden als zuvor, auch wenn das wegen der notwendigen Distanz zunächst paradox klingt. Aber die Lehrerinnen und Lehrer bekommen Rückmeldungen von ihren Schülern, wenn die Technik mal nicht so will, wie sie sollte, und gemeinsam wird nach Lösungen und Alternativen gesucht; die Schülerinnen und Schüler erhalten ein schnelles Feedback für abgegebene Aufgaben, konkreter und gezielter, als dass manchmal bei der klassischen Verbesserung der Hausaufgaben der Fall ist, denn jetzt liegt die Aufgabe digital bearbeitet und zu jeder Zeit einsehbar auf dem Tisch oder besser gesagt dem Moodle-Server. Die Familien bekommen auf diesem Weg unmittelbare Rückmeldungen und können sich permanent ein Bild von der Arbeit in den einzelnen Fächern machen, Nachfragen müssen keine langen Umwege nehmen.
Krise und Kreativität beginnen mit dem gleichen Buchstaben und gelegentlich gehören die beiden Begriffe auch zusammen. Trotzdem ist natürlich nicht alles gut in dieser Zeit, wie sollte das auch sein. Der tägliche Kontakt in der Schule, der Austausch unter vier Augen, der Blick auf- und füreinander, die Unterhaltung auf dem Pausenhof oder im Lehrerzimmer, das persönliche Miteinander, all das kann auch die beste Videokonferenz oder der perfekteste Online-Vortrag nicht wirklich ersetzen. Ob 5. Klasse, Mittelstufe oder Abiturjahrgang – Neuland ist der digitale oder der Distanzunterricht längst nicht mehr, Normalität und Alltag muss er aber auch nicht für immer sein. Und deswegen freut sich die Schulfamilie des WGG sehr auf den Tag, an dem sich alle wieder in der Schule
selb-live.de – Presseinfo WGG Selb