18.6.2025 - Süchte im Alltag sind längst nicht nur ein Problem sozialer Randgruppen. In Deutschland leben knapp 8,2 Millionen erwachsene Menschen, die von verschiedenen Substanzen oder Glücksspiel abhängig sind. Weitere 13 Millionen konsumieren diese riskant. Diese Zahlen zeigen das wahre Ausmaß eines Problems, das mitten in der Gesellschaft angekommen ist. Viele Abhängigkeiten bleiben jedoch unerkannt oder werden verharmlost.
Der Grund: Sie verstecken sich hinter alltäglichen Gewohnheiten und gesellschaftlich akzeptierten Verhaltensweisen. Alkohol beim Feierabend, das Smartphone in der Bahn oder der wöchentliche Lottoschein – was normal erscheint, kann schnell problematisch werden. Die Unterschätzung alltäglicher Süchte macht sie besonders gefährlich und führt zu verschiedenen Ausprägungen von Nikotin über Alkohol bis hin zu digitalen Medien. Die folgenden Abschnitte gehen auf einige der größten Gefahren ein.
Nikotinkonsum und neue Trends: Von Zigaretten bis zur E-Variante
Rauchen bleibt das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland. Raucher verlieren im Schnitt zehn Jahre ihres Lebens, jährlich sterben über 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums.
Doch der Nikotinkonsum wandelt sich grundlegend. E-Zigaretten und Vapes erobern den Markt und sprechen neue Zielgruppen an. So kann zum Beispiel Elfbar auch ohne Nikotin gedampft werden. Diese nikotinfreien Varianten können dennoch zur Gewohnheit werden, da sie Rituale und Gewohnheiten aufrechterhalten. Junge Menschen greifen häufig zu diesen Alternativen, ohne mögliche Risiken zu bedenken. In Deutschland sind nikotinfreie E-Zigaretten ab 14 Jahren legal erhältlich. Dieser leichte Zugang wirft Fragen zum Jugendschutz undzur gesundheitlichen Aufklärung auf. Experten fordern daher strengere Regelungen und gezielte Präventionsmaßnahmen, um junge Konsumenten besser zu schützen.
Alkohol: Die gesellschaftlich akzeptierte Droge
Alkohol ist die mit Abstand am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz in Deutschland. Mit durchschnittlich mehr als 10 Liter Reinalkohol pro Kopf jährlich liegt der Konsum auf auffällig hohem Niveau. Besonders problematisch: Gut die Hälfte der Befragten betrachtet regelmäßigen Alkoholkonsum als gesundheitlich unbedenklich.
Alkohol ist tief in gesellschaftliche Rituale eingebettet – vom Feierabendbier über den Sekt zum Anstoßen bis zum Wein beim Essen. Diese soziale Akzeptanz erschwert die Erkennung von Problemen. Der Übergang vom Genuss zur Abhängigkeit verläuft oft schleichend und bleibt lange unbemerkt. Daher planen viele Verantwortliche aktuell, Jugendliche in Zukunft besser zu schützen.
Glücksspiel: Die verborgene Sucht im Alltag
Glücksspiel ist im Alltag weit verbreitet – knapp vier von zehn Erwachsenen spielen jährlich mindestens einmal. Von der Lotterie bis zum Online-Casino reicht das Spektrum. Doch hinter dieser scheinbar harmlosen Freizeitbeschäftigung verbirgt sich eine Gefahr.
Die krankhafte Spielsucht ist besonders gefährlich als "Sucht im Verborgenen". Anders als substanzbezogene Süchte kann sie lange geheim gehalten werden. Betroffene zeigen keine äußeren Anzeichen wie bei Alkohol- oder Drogenkonsum. Erst wenn die finanziellen Probleme überhandnehmen, wird das Ausmaß deutlich.
Moderne Online-Angebote verstärken das Problem zusätzlich. Sie sind rund um die Uhr verfügbar und schaffen mit verlockenden Bonusangeboten und anonymer Nutzung günstige Bedingungen für die Entwicklung einer Glücksspielsucht.
Smartphone und Social Media: Die digitale Abhängigkeit
Mediensucht bezeichnet eine Verhaltenssucht ohne Substanzen bei der Nutzung digitaler Medien wie Smartphones und sozialer Netzwerke, die zu Problemen führen kann. Deutsche nutzen ihr Smartphone durchschnittlich über 3 Stunden täglich. Bei den 18- bis 29-Jährigen nutzt mehr als jeder Vierte das Gerät sogar über vier Stunden täglich.
Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der digitalen Abhängigkeit. Diese intensive Nutzung hat verschiedene Ursachen: Ständige Erreichbarkeit, automatische Benachrichtigungen und die Angst, etwas zu verpassen, treiben den Konsum an. Das Mobilgerät wird zum permanenten Begleiter, dessen Abwesenheit Stress und Unruhe auslöst.
Die Grenzen zwischen normalem Gebrauch und problematischem Verhalten verschwimmen dabei zusehends. Diese digitale Abhängigkeit betrifft besonders junge Menschen in ihrer Entwicklung.
Workaholics: Wenn die Arbeit zur Sucht wird
Arbeitssucht, auch als Workaholismus bekannt, bezeichnet ein zwanghaftes Bedürfnis, übermäßig viel zu arbeiten – oft auf Kosten der eigenen Gesundheit, sozialen Beziehungen und Lebensqualität. Betroffene können schwer abschalten, verspüren ständig Druck, produktiv sein zu müssen, und erleben in arbeitsfreien Zeiten häufig Unruhe oder Schuldgefühle. Anders als bei gesunder Leistungsbereitschaft steht bei der Arbeitssucht nicht der berufliche Erfolg im Vordergrund, sondern die Kompensation innerer Konflikte oder ein geringes Selbstwertgefühl. Langfristig kann diese Verhaltensweise zu Burnout, körperlichen Beschwerden und psychischen Erkrankungen führen. Da Arbeit gesellschaftlich hoch angesehen ist, bleibt Arbeitssucht oft unerkannt oder wird sogar fälschlich als Tugend betrachtet.
Betriebliche Gesundheitsförderung kann hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie aufklärt, präventive Maßnahmen anbietet und eine gesunde Balance zwischen Arbeitsbelastung und Erholung unterstützt.
selb-live.de – Presseinfo; Foto: Pixabay