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kontakt selb ploessberg 032414.3.2024 - Die zweite Ausgabe des 1972 neu aus der Taufe gehoben Gemeindebriefs „Kontakt“ der evangelischen Kirchengemeinde Erkersreuth eröffnete ein etwas seltsam anmutendes Vorwort von Pfarrer Rudolf Zeller an den „lieben Leser“. Dort hieß es: „Im März haben Sie die erste Ausgabe unseres Gemeindebriefes erhalten.

Wir wollen damit informieren, Probleme unserer Kirchengemeinde aufgreifen und zur Diskussion anregen. Das Mitarbeiterteam ist sich nicht sicher, ob dies gelungen ist. Von Seiten der Leser haben wir kaum eine Reaktion gespürt. Wir sind ein wenig enttäuscht über das schwache Echo.“

Wenn Margit Breßgott, Gerlinde Weber und Erika Schulz als langjährige Redaktionsmitglieder heute in früheren Ausgaben „ihres“ Gemeindebriefs auf Texte solcher Art stoßen, dann fangen sie manchmal an zu schmunzeln. Der Gemeindebrief hat sich seit den Anfängen indes inhaltlich und nach Umfang deutlich erweitert, von vier Seiten bei der ersten Ausgabe auf bis zum Höhepunkt von 108 Seiten im Jahr 2017. Und die Wertschätzung der Erkersreuther Gemeindeglieder für den Gemeindebrief ist sehr hoch, finanziert er sich doch zu einem großen Teil aus Spenden.

Im Zuge der Recherchen zur Jubiläumsausgabe hat sich nun herausgestellt, dass diese 150. Ausgabe zu Ostern 2024 der üblicherweise dreimal im Jahr erscheinenden Schrift keineswegs eine 50jährige Tradition begründet, gab es doch die ersten drei Ausgaben schon 1972. Gerlinde Weber, die von 1988 bis 2018 dem Kirchenvorstand angehörte, kann sich an die Hintergründe erinnern: „Der berühmte „Silberkontakt“ zum 25jährigen Jubiläum der Kirche von Selb-Plößberg 1993 wurde gar nicht mitgezählt, dafür fiel der nächste reguläre aus.“ Auch Margit Breßgott erinnert sich an Verschiebungen in der Zählung: „Es gab einige Notausgaben, die nicht mitgezählt wurden.“

Apropos „Silberkontakt“. Diese Ausgabe mit silbernem Umschlag sorgte nicht nur für Freude bei den Gemeindegliedern, sondern auch für Ärger bei einem Landwirt. Hatten doch Konfirmanden, die den Gemeindebrief austragen sollten, wohl wenig Lust dazu und den Packen einfach in einem Feldstück mit hohem Gras entsorgt. Als der Landwirt dann den Rasen mähte, hatte er viele Silberschnipsel vom Umschlag dieses Kirchenboten in seinem Gras, das er eigentlich hatte verfüttern wollen.

Gemeindepfarrer Rudolf Zeller hatte 1972 auf Anregung von Gemeindegliedern die Initiative ergriffen. Das erste Redaktionsteam bestand aus ihm selbst und seiner Frau Waltraud, Diakon Johann Haller, Günter Lang, dem Kirchenvorsteher und Lehrer Adolf Markert und Gerhard Schmid. Von Anfang an gestalteten Gemeindeglieder wie Margit Breßgott, Gerlinde Weber und Erika Schulz den Kirchenboten aktiv mit, der schnell auf über 20 Seiten pro Ausgabe anwuchs. Infos zu Gottesdiensten, Gebühren und Terminen, zum Gemeindeleben und Themen wie dem Religionsunterricht sowie Daten zu Geburtstagen und getauften, konfirmierten, getrauten und verstorbenen Gemeindegliedern bedienten ein echtes Interesse seitens der Leser. Berichte aus den Kitas und des Evangelischen Gemeindevereins zählen bis heute zu den „Ressorts“.

Damals gab es auch noch keine strikten Datenschutzbestimmungen. Kita-Kinder durften mit Gesicht abgebildet werden; die Eltern waren stolz, wenn ihre Sprösslinge im Kirchenboten mit Bild auftauchten, erinnern sich Breßgott, Weber und Schulz. „Bei Geburtstagen wurde der genaue Tag angegeben, bei Frischvermählten sogar die Berufe“, so Erika Schulz. Gerlinde Weber ergänzt: „Viele Gemeindeglieder vermissen vor allem die genauen Daten der Geburtstagsjubilare, weil sie gerne gratulieren möchten. Heute dürfen nur noch die Namen und das Alter im Gemeindebrief stehen.“

An die Sitzungen der Redaktion denken alle drei gerne zurück. Weber berichtet: „Wir kamen zusammen und haben uns abgestimmt: was liegt an und wer schreibt was? Dann kamen wir wieder zusammen und jeder musste vorlesen, was er geschrieben hat. Manchmal klingelte ein Pfarrer auch abends um 23 Uhr an der Haustür, wenn doch noch ein Artikel fehlte.“ Margit Breßgott und ihr Mann Roland Breßgott bereiteten dann das Material für den Druck vor. „Wir haben das anfangs noch auf der Schreibmaschine getippt. Ab 1999 wurde nur noch auf Computer gearbeitet. Wobei die ersten Computer höchstens bessere Schreibmaschinen waren“, so Breßgott.

Jahrzehntelang waren dann Erika und Reinhold Schulz für den Gemeindebrief aktiv. Von 1986 bis 2017 gestalteten beide den „Kontakt“ inhaltlich und vor allem auch in der PC-Bearbeitung des Materials bis zur Erstellung der pdf-Druckdateien. Beide investierten viele Arbeitsstunden in den drei Mal pro Jahr erscheinenden Gemeindebrief. Vor allem die Bildbearbeitung und der Satz am Computer waren sehr aufwendig. Hier tüftelte Reinhold Schulz ausgiebig im „Zweikampf“ mit dem Computer. Immerhin wurde mit dem Computerzeitalter das Korrigieren von Texten leichter.

Alle drei haben eine umfangreiche Kontaktsammlung mit allen Ausgaben. „Manchmal schmökere ich in den alten Heften. Am Anfang waren die Bilder noch ganz dunkel und man hat fast nichts gesehen. Die Fotos sind später immer besser geworden“, sagt Gerlinde Weber. Das Themenspektrum hat sich indes erweitert. Heute sind auch Buchbesprechungen, Reiseberichte und ökumenische Beiträge aus dem In- und Ausland im „Kontakt“ zu finden. Sie sorgen für internationales Flair im Gemeindebrief und erlauben einen Blick über den eigenen Kirchturm hinaus.  

„Von kirchlichen Baumaßnahmen bis zu kritischen Themen wie etwa der Schließung des Kindergartens in Selb-Plößberg kann der Gemeindebrief „Kontakt“ bis heute Geschichte und Geschichten der Kirchengemeinde Erkersreuth erzählen“, hält Erika Schulz fest. Auch wenn sich vieles im kirchlichen Leben derzeit ändert und auch die Kirchengemeinde Erkersreuth längst eine eigene Homepage hat, so wird es Gemeindebriefe der Gemeinden vor Ort – die berühmten „Kirchenboten“ – wohl auch künftig geben.

kontakt selb ploessberg 0324Foto: Erika Schulz, Margit Breßgott und Gerlinde Weber (von links) haben über Jahrzehnte den „Kontakt“ gemacht und geprägt.

selb-live.de – Presseinfo

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