3.5.2025 - Immer mehr Menschen fordern Verluste aus illegalem Online-Glücksspiel zurück. Und sie haben gute Chancen. Am 9. April 2025 wurde vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein Fall verhandelt, der für viele Spieler wegweisend sein könnte. Es geht um viel Geld – und um die Frage, ob europäische Online-Casinos ihre Angebote in Deutschland überhaupt hätten anbieten dürfen. Die juristische Entwicklung könnte nicht nur Betroffene stärken, sondern den gesamten Markt neu ordnen.
Illegales Online-Glücksspiel in Deutschland – was sagt das Gesetz?
Zwischen 2008 und Mitte 2021 war Online-Glücksspiel in Deutschland im Prinzip verboten. Nur Schleswig-Holstein vergab in dieser Zeit eigene Lizenzen. Dennoch traten viele Anbieter – etwa aus Malta oder Curacao – offen im deutschen Markt auf. Sie nutzten rechtliche Grauzonen aus und bewarben ihre Plattformen in sozialen Medien, auf Sportplätzen oder im Fernsehen.
Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nutzten 2022 rund 8,1 % der Erwachsenen in Deutschland Online-Glücksspielangebote – oft ohne zu wissen, dass diese illegal waren. Die Anbieter argumentierten mit ihrer EU-Lizenz. Doch aus Sicht vieler Juristen reicht das nicht. Wer ohne deutsche Lizenz operierte, bot faktisch ein illegales Produkt an. Das öffnet rechtlich die Tür für Rückforderungen.
Die Rolle des EuGH: Aktueller Fall mit Signalwirkung
Im Fall, der derzeit vor dem EuGH liegt (Az. C-440/23), geht es um ein Grundsatzproblem: Darf ein EU-Land wie Deutschland Online-Glücksspiel generell verbieten, obwohl in anderen Mitgliedsstaaten Lizenzen vergeben werden? Der Kläger hatte bei einem Anbieter aus Malta gespielt – ohne zu wissen, dass dieser in Deutschland gar nicht lizenziert war. Die deutsche Justiz sprach sich bislang klar gegen solche Anbieter aus.
In der Verhandlung stellte sich die EU-Kommission auf die Seite der Spieler. Sie betonte, dass Rückforderungen nicht gegen das europäische Recht verstießen – im Gegenteil. Auch Generalanwalt Szpunar betonte, dass nationale Verbote legitim seien, wenn sie dem Schutz der Verbraucher und der öffentlichen Ordnung dienten. Ein endgültiges Urteil wird in den nächsten Monaten erwartet – mit potenziell enormen Folgen.
Spielerklagen im Aufwind: Erste Urteile geben Hoffnung
Deutsche Gerichte urteilen immer häufiger zugunsten der Spieler. In einem vielbeachteten Fall sprach das Landgericht Kleve einem Kläger 546.000 € zu. Das Gericht betonte, dass zwischen Spieler und Casino kein wirksamer Vertrag zustande kam – weil das Angebot in Deutschland illegal war.
Auch das Landgericht Gießen, das OLG München oder das LG Berlin urteilten bereits ähnlich. Besonders aktiv sind aktuell Kanzleien, die sich auf Glücksspielrecht spezialisiert haben. Sie berichten von hunderten Fällen pro Jahr – mit steigender Erfolgsquote.
Einige Gerichte argumentieren sogar, dass Anbieter mit Lizenz aus Malta oder Gibraltar gar nicht davon ausgehen durften, dass ihr Angebot in Deutschland erlaubt ist. Die Berufung auf EU-Dienstleistungsfreiheit reiche nicht aus, wenn nationale Gesetze ein Verbot klar festschreiben.
Wann ist eine Rückforderung möglich – und wann nicht?
Damit eine Rückforderung Aussicht auf Erfolg hat, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Diese Punkte sollten gegeben sein:
- Der Anbieter hatte keine gültige deutsche Lizenz zum Zeitpunkt des Spiels.
- Sie waren zum Zeitpunkt der Teilnahme in Deutschland wohnhaft.
- Die Spiele betrafen klassische Glücksspiele (z. B. Slots, Roulette, Blackjack).
- Der Einsatz erfolgte innerhalb der letzten zehn Jahre.
- Sie haben nachweisbare Verluste (Transaktionen, Kontoauszüge, E-Mails).
Achtung: Bei Sportwetten oder sogenannten „Skill Games“ ist die rechtliche Lage oft komplizierter. Auch wenn Sie Boni erhalten oder Auszahlungen getätigt haben, kann das Einfluss auf die Rückforderung haben. Es kommt auf den Einzelfall an.
Was Betroffene jetzt tun können: Erste Schritte zur Rückforderung
Wenn Sie in den letzten Jahren bei einem Online-Casino ohne deutsche Lizenz gespielt und dabei Geld verloren haben, sollten Sie prüfen lassen, ob ein Rückforderungsanspruch besteht. Dabei helfen folgende Schritte:
- Transaktionsübersicht sichern: Exportieren Sie Ein- und Auszahlungen sowie Kontoauszüge.
- Kommunikation sichern: E-Mails, Chatverläufe und Bestätigungen helfen bei der Beweissicherung.
- Fachanwalt kontaktieren: Spezialisierte Kanzleien prüfen kostenlos, ob ein Anspruch besteht.
- Fristen beachten: Rückforderungen sind in der Regel auf drei Jahre ab Kenntnis des Anspruchs begrenzt.
Tipp: Einige Dienstleister bieten auch Prozessfinanzierung an. Dabei zahlen Sie nur im Erfolgsfall einen Teil des Betrags an den Anbieter – ideal für alle, die kein Risiko eingehen möchten.
Verbraucherschutz & Politik: Kommt jetzt mehr Regulierung?
Der Druck auf Politik und Behörden wächst. Verbraucherschützer fordern klare Regeln und härteres Vorgehen gegen illegale Anbieter. Die Bundesländer setzen inzwischen auf zentrale Erlaubnisverfahren und einheitliche Lizenzstandards. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) soll ab 2025 konsequenter gegen unregulierte Plattformen vorgehen.
Auch auf EU-Ebene ist Bewegung erkennbar. Es wird diskutiert, ob ein harmonisiertes Lizenzsystem nötig ist – ähnlich wie bei Finanzdienstleistungen. Ziel: transparenter Markt, besserer Spielerschutz und klare Haftungsfragen.
Seriöse Anbieter erkennen
Gerade weil viele Spieler rückblickend nicht wussten, dass sie auf illegalen Plattformen unterwegs waren, ist es umso wichtiger, heute auf die richtigen Merkmale zu achten. Ein seriöses Online-Casino besitzt eine gültige deutsche Lizenz der GGL (Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder) oder ist in Schleswig-Holstein offiziell registriert.
Auch die technischen Merkmale liefern Hinweise: Eine transparente Verifizierung bei der Registrierung, Hinweise auf Lizenznummer und Behörde im Fußbereich der Website sowie klar geregelte AGB sind wichtige Indikatoren für ein legales Angebot.
Aber: Nicht alle Casino mit lockeren Maßnahmen sind gleich schwarze Schafe. Plattformen, die das beste Casino ohne Verifizierung getestet haben, sind hier eine große Hilfe für Verbraucher, um einen Anbieter zu überprüfen, ohne selbst stundenlang zu recherchieren.
Fazit: Mehr Klarheit für Spieler – aber der Weg bleibt steinig
Die Verhandlung vor dem EuGH markiert einen Wendepunkt. Spieler, die in den letzten Jahren hohe Verluste bei nicht lizenzierten Online-Casinos erlitten haben, können berechtigte Hoffnung auf Rückerstattung haben. Zwar ist der Ausgang des Verfahrens noch offen, doch viele deutsche Gerichte stärken die Position der Kläger schon jetzt.
Wichtig bleibt: Jeder Fall ist individuell. Lassen Sie sich beraten, handeln Sie rechtzeitig – und lassen Sie sich nicht einschüchtern. Der rechtliche Wind dreht sich spürbar.
selb-live.de - Presseinfo