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selb 2023 see1.4.2020 – Der Rosenthal-Park und der Grafenmühlweiher sollen noch in diesem Jahr attraktiv gestaltet werden. An der Pfaffenleithe wird ein Wasserspielplatz entstehen. Im Zuge der Renaturierungsmaßnahmen des Selbbachs gab der Stadtrat nun auch noch grünes Licht für einen Stausee. Das neue Naherholungsgebiet verspricht großes Potential im Tourismusbereich.

Vorneweg: Es war ein Novum betreffend den Ablauf einer Stadtratssitzung. Aufgrund der momentanen Situation hinsichtlich der Corona-Pandemie wurde im Vorfeld die Geschäftsordnung des Stadtrates dahin gehend ergänzt, dass auch in solchen Notsituationen der Ferienausschuss tagen dürfe. Folglich saß neben Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch lediglich dieser aus neun Mitgliedern (jeweils drei Personen je Fraktion) bestehende Ausschuss im Rathaussaal zusammen – natürlich wurde dabei auf einzuhaltenden Mindestabstand geachtet. Nahezu alle weiteren Stadträte waren per Videokonferenz zugeschaltet. Auch die Landschaftsarchitektin Doris Faug vom „Landschaftsarchitekturbüro Stadt Land Faug“, die bereits in den vergangenen Monaten einige Male bei Sitzungen zu Gast war und somit persönlich bekannt ist, konnte auf diesem modernen Weg teilnehmen und das Projekt präsentieren. „Der Dank gilt unserer EDV-Abteilung, die diese außergewöhnliche Sitzung ermöglichen konnte“, zeigten sich das Stadtoberhaupt und die Räte erfreut.

Freudestrahlen und Einigkeit gab es insbesondere aber auch beim Thema „Naherholungsgebiet Selb“ an sich. Schon der Rosenthal-Park und Grafenmühlweiher sollen, wie auf selb-live.de bereits mehrfach berichtet, im Zuge der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen 2023 attraktiv gestaltet werden. Weiterer Schwerpunkt ist dazu die Renaturierung des Selbbachs. Die Aufwertung des Spielplatzes an der Pfaffenleithe durch weitere attraktive Spielgeräte bis hin zu einem Wasserspielplatz, die Zugänglichkeit des Selbbachs an einigen Stellen ermöglichen und die Aufenthaltsqualität verbessern: Das sieht bereits das Konzept zur „Aufwertung des Talraums des Selbbachs“ vor.

Intensiv hätten sich die Landschaftsarchitektin zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt in den vergangenen Wochen und Monaten mit dem weiteren Verlauf des Baches als auch dessen Zuläufe beschäftigt. Mehrere bislang unentdeckte Wasserquellen habe man dabei ausmachen können. „Das ist hinsichtlich des Grundwasserspiegels sehr wertvoll“, wird vor zukünftigen Dürreperioden gewarnt. Doch auch die starken Regenfälle zuletzt im Februar, als entlang des Selbbachs einige Wiesen überflutet waren, bekräftigten die Gedanken zu einem Stausee. Dieser diene zugleich als Naherholungsgebiet, das den Tourismus vor Ort massiv stärken dürfte.

stausee selb 0420 2Das zumal das Gewässer zum einen nah am Wald und dem Brückenradweg liegen, zugleich aber auch zentrumsnah und damit auch in Nähe zum Outlet Center und dem noch zu erweiternden Wohnmobilstellplatzes entstehen wird. Der nördlichste Teil des Sees wird an der Brücke zwischen einem Fastfood-Restaurant und dem Papiermühlweg sein. Entlang des Papiermühlweges bzw. des Brückenradweges schlängelt sich der See mit Tiefen von ein bis maximal fünf Meter in einer Länge von etwa vier Kilometer Richtung Süden bei Breiten von bis zu 170 Meter. Schmale Stellen von etwa 15 bis 40 Meter sind aufgrund der örtlichen Begebenheiten im Bereich hinter der Kleingartenanlage und dem Klärwerk sowie im Bereich Hammergut vorgesehen. Wichtig sei es schließlich, in die Natur nicht weiter einzugreifen. Baumbestände sollen hier, wie auch im weiteren Verlauf nach Hammergut in Richtung Schwarzenhammer, unbedingt gehalten werden (bearbeitete Grafik openstreetmap.org). Das stimmt insbesondere die Naturschützer sehr zufrieden. Von Beginn der Planungen an wurden diese ins Projekt eingebunden, deren Anregungen aufgenommen. Skepsis, zumal an mehreren Stellen Vogelschutzgebiete ausgewiesen werden sowie bestimmte Areale für Pflanzengemeinschaften wie artenreiche Borstgrasrasen und Hochstaudenfluren vorgesehen sind, komme somit nicht mehr auf, weiß Doris Faug die Unterstützung sehr zu schätzen. Und auch Gespräche mit Grundstückseigentümern seien stets positiv verlaufen. Gemeinsam stehe man hinter diesem einmaligen Projekt.

Gestaut wird hier nicht nur der Selbbach, sondern mehrere Bäche, die durch neue Quellen insbesondere im nord-westlichen Bereich der Stadt Selb erschlossen werden. Neben dem wasserwirtschaftlichen Zweck - als Speicher sowie zur Niedrigwasseraufhöhung der Eger – steht das Thema Naherholung im Blickpunkt. Das wünsche sich nicht nur die Bevölkerung. Auch die Unternehmen sehen das als wichtigen Standortfaktor, um Fachkräfte gewinnen zu können. Wassersport wie Schwimmen, Rudern, Kanu, Tretboot, Standup-Paddling und Surfen bis hin zum Angeln werden im Stausee erlaubt, aus Umweltschutzgründen Motorboote dagegen verboten sein. Badebuchten einschließlich Umkleidemöglichkeiten und Sanitäreinrichtungen, Beachvolleyballfelder, eine Minigolfanlage, ein Abenteuer-Spielplatz, ein Kletter- und Boulderpark, ein Naturerlebnispfad, ein Hundebadestrand einschließlich einem Hundespielplatz und eine Musik-/Theaterbühne werden den Planungen zufolge das vielfältige Freizeitangebot rund um den See abrunden. Investoren stünden für Gastronomiebetriebe und sogenanntes Clamping, einem Trend im Campingbereich, bereits parat.

Bei Spaziergängern, Joggern und Radfahrern gleichermaßen beliebt sein dürfte der etwa 10,55 Kilometer lange Rundweg. Dieser kann an den Engstellen über Brücke, darunter auch die denkmalgeschützte frühere Bahnbrücke, natürlich auch abgekürzt werden.

stausee selb 0420 1Mit dem Brückenradweg bestehe bereits eine sehr gute Infrastruktur, lediglich im westlichen Bereich des Sees müssten Wege entlang des Ufers geschaffen werden. Das mache es einfacher und schneller in der Planung, sei folglich zudem kostengünstiger als bei ähnlichen Projekten in anderen Regionen, erklärt Doris Faug. Womöglich könnte der Stausee mit seinen Freizeitangeboten schon Ende 2022 und somit im Einklang mit der Realisierung des Outlet Centers als auch mit Blick auf die Freundschaftswochen im Jahr 2023 fertiggestellt sein.

Was den See einschließlich der Bachzuläufe und Grundstückskäufe selbst betrifft, so kämen auf die Stadt Selb keinerlei Kosten zu. Diese würden durch das Wasserwirtschaftsamt und dem Umweltministerium getragen. Nicht unerheblich seien dazu Europäische Fördermittel, weil dieses Projekt, da der Selbbach in Tschechien entspringt, dazu das Wasser über die Eger dann wieder ins Nachbarland fließt, doch auch grenzüberschreitend betrachtet werden kann. Die Stadt Selb müsse sich lediglich im Bereich des Rundweges, bei Parkplätzen und den Freizeiteinrichtungen beteiligen. Das Stadtbauamt verweist darauf, dass auch hier einige Fördertöpfe genutzt werden können. Die Gesamthöhe der Eigenmittel dürfte den detaillierten Berechnungen nach maximal 700.000 Euro betragen. Eine Summe, die zweifelsohne als Schnäppchen erscheint, dazu auf dieses Haushaltsjahr (liquide Mittel stünden hierfür zur Verfügung) wie auch auf die beiden nächsten Haushaltsjahre aufgeteilt werden könnte.

Reihum begeistert zeigten sich die Stadträte aller Fraktionen über das Projekt. Bereits im Vorfeld der Sitzung konnten sie sich mit dem Thema ausführlich befassen, sich mit der Projektleiterin absprechen oder das Gelände bei Vor-Ort-Terminen genauer unter die Lupe nehmen. „Für Selb ist das ein großer Gewinn“, ist nicht nur Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch überzeugt. So wie die Unternehmen hier einen wichtigen Standortfaktor sehen, so dürfte vor allem der Tourismusbereich profitieren. Mit Porzellan, Design, den Outlet Centern bis hin zum Bike-Park am Kornberg und dem Fichtelgebirge als auch mit dem benachbarten Tschechien habe man viel zu bieten. Selb als auch die Region könne da gemeinsam profitieren. Weg vom Kirchturmdenken verneine man gar, Thermalwasserquellen für ein mögliches Thermenschwimmbad zu nutzen. Hier wolle man ganz bewusst nicht in Konkurrenz zu bestehenden Bädern in der Region stehen. Abstand werde zudem von der Idee einer Hängebrücke sowie Kunstobjekten aus Roststahl genommen.

stausee selb 0420 3Von „einem ganz großen Wurf“, spricht die Fraktion der Aktiven Bürger. Immer wieder sei es schließlich von vielen Bürgern bedauert worden, dass einst aus den Plänen eines großen Freizeitangebotes rund um einen erweiterten „Wunsiedler Weiher“ nichts wurde, während dagegen in Weißenstadt und Hof beliebte Stauseen entstanden. Das Fränkische Seenland oder gar das Leipziger Neuseenland, das im Rahmen der Rekultivierung und Renaturierung der ehemaligen Braunkohlegewinnung und deren Anlagen entstand, seien beste Beispiele, dass man von solch einem naturnahen Projekt stark profitieren könne – und das auch noch in den nächsten Jahrzehnten. Dieser Meinung stimmte auch die Fraktion aus CSU und FWS zu. „Alles bestens vorbereitet, alle Fragen im Vorfeld geklärt, Vorschläge eingearbeitet. Ein detailliertes und durchdachtes Konzept. Da braucht es nicht einmal einen Plan B!“ Zufrieden zeigte sich gleichermaßen die Selber SPD, zumal auch die von ihr geforderten Liegewiesen mit umgesetzt und die Polizeipräsenz für ein besseres Sicherheitsempfinden rund um den See erhöht werden sollen.

Mit dem einstimmigen Beschluss des Ferienausschuss des Stadtrats in einer doch so außergewöhnlichen Sitzung erklärte das Bauamt die weiteren Schritte zur Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen. Die Planungen werden bei der Regierung von Oberfranken eingereicht. In Sachen Förderung erwarte man schnellstmöglich positive Signale. Nach den Ausführungsplanungen und Ausschreibungen dürfte mit ersten Umsetzungsmaßnahmen noch in diesem Sommer zu rechnen sein. Zu klären wäre außerdem noch, welche Alternativflächen für die Camping-Gäste des „Festival Mediaval“ zur Verfügung stehen könnten.

Die Bevölkerung detailliert über die Planungen informieren möchte die Stadtverwaltung in Kürze in der Info-Galerie in der Schillerstraße. Dort können die Pläne bereits jetzt im Schaufenster begutachtet werden. Gerne dürfe man sich mit weiteren Anregungen einbringen. So verfolge man bereits jetzt Themen wie die „Selber Seefestspiele“. Ebenso Sportveranstaltungen, ergibt beispielsweise die doppelte Umrundung des Gewässers zufällig die genaue Länge eines Halbmarathons. Und nicht unwichtig: „Der See braucht natürlich noch einen Namen“, werden Vorschläge jederzeit gehört.selb 2023 see

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