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esm forum 0416222.4.2016 – „Wir müssen und dürfen keine Angst vor der Digitalisierung haben, sondern deren Chancen nutzen“, lautete das Fazit von ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt nach einer rund zweistündigen Fachveranstaltung zum Thema „Digitaler Wandel“. Zu dieser hat der

Energieversorger im Rahmen seiner Reihe „Forum Gemeindestrom“ ins Auditorium des Porzellanikons geladen. Noch bevor sich Experten aus Industrie, Einzelhandel, Bildung und Energieversorgung bei einer Podiumsdiskussion ausgetauscht haben, waren die zahlreichen Zuhörer geplättet von einem Fachvortrag von Focus-Journalist Dr. Holger Schmidt. Als Blogger „Netzökonom“ bekannt sprach er zunächst eindrucksvoll über die Entwicklung der Digitalisierung   und deren Einfluss auf traditionelle Branchen.

 

Rasend schnell laufe die Evolution der Digitalisierung. 1995 begann es mit Web 1.0.. 1997 startete bereits der Händlerriese Amazon, ehe der Siegeszug des Onlineshoppings spätestens im Jahr 200 startete. 2005 kamen die sozialen Netzwerke hinzu, die Zeiten der Apps seit 2007. „Die gafa-Gruppe, also Google, Amazon, Facebook und Apple, hat sich eine große Macht erarbeitet. Diese dürfte nur schwer zu beseitigen sein“, machte Schmidt deutlich, dass man in Deutschland die erste Halbzeit der Digitalisierung komplett verschlafen habe. Nun gelte es in der zweiten Halbzeit einiges aufzuholen. „Ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns mit dem Thema beschäftigen“, verweist er auf das noch viel zu wenig Beachtung findende so genannte Industrie 4.0. Das „internet der Dinge“ und die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen werden weiter voranschreiten. Hier habe Deutschland noch Chancen erfolgreich mitwirken zu können.

esm forum 04161Die technischen Prozesse erwirken schnelle mobile Übertragungsgeschwindigkeiten, Software wird intelligenter und wird eigenständig dazulernen („Künstliche Intelligenz“), Roboter und 3D-Drucker werden vielfach eingesetzt und vieles über den Einsatz von Sensoren laufen. So sieht Schmidt die aktuellen Technologieentwicklungen. In Spanien verkehrt zum Beispiel dank der Technik ein Zug, der vom Hersteller 100prozentige Pünktlichkeit garantiert. Tatsächlich liegt die Quote bislang nur einer Verspätung bei 99,9 Prozent. Selbstfahrende Autos werden seiner Ansicht nach den Markt beherrschen, Branchen wie die Taxi-Unternehmen gar ersetzen können. Schon jetzt seien über 400.000 Bestellungen für das Automodell „Tesla 3“ eingegangen. Der Preis hierfür ist mittlerweile erschwinglich. Der traditionelle deutsche Automarkt steht ganz neuen Herausforderungen gegenüber, will doch beispielsweise auch Google in diesem Segment agieren. Die Mobilität werde sich ohnehin gänzlich verändern. Schon heute gelingt dies u.a. durch das Modell des Car-Sharing. Der Suchmaschinenriese ist dazu eines der Unternehmen, die über spezielle Brillen „virtuelles Leben“ ermöglichen wollen. Selbst wenn beispielsweise ein Gesprächspartner tausende Kilometer von einem entfernt sein sollte, kann so der Eindruck vermittelt werden, er sitze direkt neben einem.

Deutlich hinterher hinke man in Deutschland auch im Bereich der Medien. „Die Auflagen der Tageszeitungen brechen ein. Der Leser nutzt das Internet“, weiß Dr. Schmidt und macht in diesem Punkt umgehend darauf aufmerksam, wie vielfach ungenutzt da auch völlig unterschätzt die Online-Werbung sei. „Wer das Internet außen vor lässt, wird kurz über lang verlieren“, ist er sich sicher.

Und auf der Verliererstraße sieht er auch einige Ansätze bei Industrie 4.0. „Hier wird am Ende der Kette begonnen, sprich bei der Digitalisierung der Produktion. Begonnen muss aber beim Kundenwunsch, dann folgt die Digitalisierung des Produkts und erst dann die Produktion“, gibt der Netzökonom den Absturz der Unternehmen Kodak und Nokia als warnende Beispiele an.

Auch die Gesellschaft müsse sich den zukünftigen Auswirkungen der Digitalisierung annehmen. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich führe kein Weg vorbei. „Klar werden Arbeitsplätze verloren gehen, aber einige neue hinzukommen“, so Dr. Schmidt. Er erklärt als einen Vorteil, dass Produktionen so nicht mehr in Billiglohnländer verlagert werden müssen. Wichtig in Zukunft werden seiner Ansicht nach Bildung und Gründergeist sein, aber auch der dringend notwendige Ausbau der Breitbands vor allem im ländlichen Raum. „Da hinkt Deutschland im Vergleich zu anderen Länder ebenso noch weit hinterher!“

Der ausführliche Vortrag des Journalisten beeindruckte. Wie wichtig das Agieren und Werben im Internet sei, erläuterte in der anschließenden Podiumsdiskussion Klaus Burkhardt. Bereits 50 Prozent aller Versorgungsanschlüsse werden online getätigt. Darauf habe man reagieren müssen, ohne die noch andere (analoge) Hälfte zu vernachlässigen. Als erster Energieversorger Deutschlands bietet die ESM zudem Live-Video-Beratung an. Das Thema Sensoren ist ohnehin allgegenwärtig, blickt der Geschäftsführer auf den komplett darüber gesteuerten neuen Windpark in Vielitz.

Auf den aktuellen Spagat zwischen Online und Analog verweist ebenso Armin Thoma, Dozent an der Beamtenfachschule in Hof. Er bildet kommunale Führungskräfte von morgen für das „Digitale Rathaus“ aus. Informatiklehrer Martin Putzlocher unterstrich in seinen Ausführungen die Wichtigkeit, im Unterricht den Umgang mit der Digitalisierung zu erlernen. Zum anderen ging er zum einen mit der Forderung nach dem unbedingten Breitbandausbau im ländlichen Raum konform, zum anderen bestätigte er die Aussagen, dass durch die Digitalisierung dem demografischen Wandel entgegengewirkt werden kann.

Für RAPA-Geschäftsführer Dr. Roman Pausch habe die Bildung ganz große Bedeutung. Als Automobilzulieferer sieht er dazu die Branche vor einem schnellen und großen Umbruch. Bereits jetzt stelle man sich als Unternehmen den Herausforderungen in hohem Maße.

Lebkuchenmanufakteur Michael Hatzel nutzt eine Kooperation im E-Commerce, um seine Produkte zu vertreiben, wenngleich 95% Prozent noch immer über den stationären Handel verkauft werden. Er sieht mittlerweile aber einen Trend wieder weg vom Online-Handel. „Hier wird sich zunächst informiert, dann aber lässt man sich im Einzelhandel beraten und kauft dort. Schließlich will man nicht immer nur alles virtuell erleben sondern auch anfassen können“, ist er sich sicher und hofft, dass die Menschen nicht gänzlich das miteinander reden verlernen, sieht er an Tischen in Restaurants nur noch Personen mit Smartphones in der Hand wortlos gegenüber sitzen. Dr. Schmidt widersprach in der durchaus kontrovers geführten Diskussion. „Die Schuhhändler haben einst wie Quelle, Neckermann und Co. über Amazon auch über Zalando gelacht und gesagt, man muss einen Schuh ja anprobieren können. Der Großhändler hatte aber das Angebot, dass man Schuhe in unterschiedlichen Größen bestellen kann, nicht passende wieder zur Retour geben kann. Das Konzept hat sich durchgesetzt“, gab der Focus-Journalist zu bedenken.

 

selb-live.de – Michael Sporer

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