17.7.2020 – „Ich habe der 100er Ente gezogen!“ „Ich fahre gerne Autoscooter und mit dem Riesenrad!“ „Liebes Wiesenfest, ich vermisse dich sehr. Dieses Corona macht alles kaputt!“ - Es sind Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten beim Selber Wiesenfest. Ihren Gedanken freien Lauf gelassen hat die Klasse 5cG der Dr. Franz-Bogner-Mittelschule Selb. Herausgekommen ist ein kleines besonderes Wiesenfest-Magazin.

Wo sonst als auf dem Goldberg begrüßte Schulleiter Carsten Kunstmann die Klasse um ihre Leiterin Romina Schoberth. Das zu einem ganz besonderen Anlass. Ein eigens erstelltes kleines Heft wurde an Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch überreicht. Doch was hat es mit dem Magazin auf sich? „In der Vorwiesenfestwoche war es mehr und mehr spürbar, dass wir alle ein bisschen den Kopf hängen lassen“, erklärt die Lehrerin. In „depressiven Stunden“ wurde da kurzerhand auch schon mal gemeinsam ein früherer Festzug im Internet angesehen. Da jede Schülerin und jeder Schüler in all dem Jahren zuvor wohl viele verschiedene Ereignisse rund ums Wiesenfest erlebt haben dürfte, so entstand die Idee, diese festzuhalten. Fast jedes Kind hat etwas gemalt und einen Text geschrieben. Erinnerungen wurden erzählt und natürlich auch erklärt, was man heuer am Wiesenfest am meisten vermisst. Entstanden ist am Ende ein mehrseitiges, gebundenes Magazin. „Es war ein schönes, um den Anlass aber auch ein trauriges Projekt“, dankt Romina Schobert ihrer Klasse fürs Mitmachen. Und diese hatte es ohnehin nicht leicht, wäre sie als Bläserklasse doch auch erstmals musikalisch im Festzug mitmarschiert.

Sichtlich angetan von diesem Projekt zeigte sich Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch. Er lobte die Arbeit der Fünftklässler. „Die Idee ist sehr schön. Warum? Weil es authentisch ist, was ihr da gemacht habt. Das wurde aus dem Herzen heraus entwickelt!“ Auch er sei wie so viele Selber traurig gewesen, dass das Wiesenfest in diesem Jahr abgesagt werden musste. Jeder sei damit unterschiedlich umgegangen. Beispielsweise habe es im Rathaus verschiedene Stimmungsbilder gegeben. Die einen sind im Dirndl zur Arbeit gekommen, andere hätten am liebsten gar geheult. „Mir persönlich ging es ähnlich. Sonst geht man in der Woche zuvor schon über den Goldberg, um erste Eindrücke der Vorbereitungen zu gewinnen. Diesmal bin ich bewusst und gerne hier hoch gegangen. Und wenn man dann ganz ruhig ist, stellt man sich vor, wie ein Riesenrad läuft oder es nach gebrannten Mandeln duftet...!“ Auch die vielen Formate, dass auf den Balkonen und Gärten eigene Wiesenfeste gefeiert wurden, das sei etwas Besonderes gewesen. „Scheinbar sollte das für das Jahr 2020 einfach mal so sein!“ Für Pötzsch ist dadurch klar. „Die Tradition hinter dem Wiesenfest ist ungebrochen und wird nicht durch Corona unterbrochen werden können!“ Und passend zum Aufsteigen bunter Luftballons sah eine Schülerin auch etwas Positives: „In diesem Jahr lernen wir durch die Absage unser Wiesenfest erst so richtig zu schätzen!“

selb-live.de – Michael Sporer