26.11.2025 - 2026 begeht die Stadt Selb, die „Weltstadt des Porzellan“ ihr 600-jähriges Jubiläum. Das Porzellanikon - Staatliches Museum für Porzellan in Selb und Hohenberg a.d. Eger präsentiert daher zwei Sonderausstellungen, die eng mit der Geschichte der Stadt verknüpft sind. Das Besondere daran: Es wird ganz anders, als erwartet, da das Porzellanikon inzwischen dafür bekannt ist, Ausstellungen mit einem Augenzwinkern zu präsentieren.
In der Sonderausstellung „Tatort Porzellan(ikon). Ein Selber Krimi“ (21. März bis 4. Oktober 2026) im Porzellanikon Selb geht Kathleen Klötzer, Kuratorin für die Wirtschafts-, Technik- und Sozialgeschichte und privat ein Fan von True Crime - der Frage nach, wie stark Porzellan und Verbrechen verknüpft sind und wie kriminell es in der „Weltstadt des Porzellan“ eigentlich zugeht, denn das „weiße Gold“ hat auch eine dunkle Seite, die es zu entdecken gilt. Die Besuchenden erwartet daher ein überraschender Blick in eine Schattenwelt hinter der glanzvollen und unschuldigen Fassade von Porzellan und Keramik. In der Sonderschau geht es um Verbrechen wie Spionage, Fälschung und Diebstahl mit dem „weißen Gold“, die Klötzer und ihre Kolleginnen Petra Werner und Dr. Jana Göbel akribisch recherchiert haben. Da die Kuratorin auch Gaming-Fan ist, hat sie ein Detektiv-Spiel integriert, das den Ausstellungsbesuch für Krimi- und Rätselbegeisterte spannend und ab-wechslungsreich macht: So hat sich in Europas größtem Museum für Porzellan eine rätselhafte Tragödie abgespielt, bei deren Aufdeckung die Museumsgäste um Unterstützung gebeten werden. Die Besuchenden treffen auf zahlreiche Verdächtige, werden selbst zu Ermittelnden und erfahren auf diese Weise Spannendes über spektakuläre Kriminalfälle rund um Porzellan und Keramik.
Nach dem Münchner Architekten und Kunstgewerbler ist eine Straße in Selb genannt – Prof.-Fritz-Klee-Straße, denn er hat der Stadt Selb Bedeutendes hinterlassen: Das Bahnhofsgebäude, die Fachschule für Porzellan und das heutige Rosenthal Casino, dazu auch unzählige und vielfältige Porzellanobjekte. Kaum jemand weiß aber, dass Fritz Klee gar nicht nach Selb kommen wollte. Im Gegenteil, er tat fast alles, um dies zu verhindern. Gegen seinen Willen nahm er 1908 seine Tätigkeit in Selb doch auf und dann änderte sich vieles – für ihn und die Stadt, die heute ohne ihn ganz anders aussehen würde. In der Ausstellung „Ein Selber wider Willen? Fritz Klee und Selb“ (9. Mai – 15. November 2026, Porzellanikon Selb) stellen sich die Hauptkuratorinnen Petra Werner (Kuratorin für die Kunst- und Kulturgeschichte des Porzellans) und Dr. Jana Göbel (Kuratorin für die Sammlung des 21. Jahrhunderts) u.a. die Frage, was dazu geführt hat, dass Klee letztlich 30 Jahre in Selb verbrachte, die zu den glücklichsten und kreativsten in seinem Leben gezählt werden können.
„Die neue Dramaturgie des Essens: Gestaltung jenseits des Tellers“ (16. Mai 2026 – 10. Januar 2027, Porzellanikon Hohenberg a.d. Eger) ist eine Ausstellung, die unsere Tischkultur und auch unsere Sehgewohnheiten komplett auf den Kopf stellt. Studierende der Fachrichtungen Design sowie Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein in Krefeld haben sich die Frage gestellt, wie unsere Tisch- und Esskultur in Zukunft aussehen könnte. Gemeinsam mit dem ehemaligen Sternekoch Christian Krüger aus Duisburg haben sie daher traditionelle Tischrituale neu und zukunftsorientiert gedacht. Entstanden sind Arbeiten, die Tisch und Nahrung zu einem dynamischen Zusammenspiel arrangieren und die das Essen als ein inklusives und gemeinschaftliches Erlebnis inszenieren. Ausstellungsbesuchende werden eine Gestaltung erleben, die über den Tellerrand hinausgeht. Begleitet wird die Ausstellung mit Präsentation eines Projektes der Staatlichen Berufsfachschule und Fachschule für Produktdesign Selb zum Thema Tischwäsche.
Auch die Museumspädagogen vom Referat für Bildung und Vermittlung bereiten für 2026 viel Neues: Begleitend zur Sonderausstellung „Tatort Porzellan(ikon). Ein Selber Krimi“ sind Familiennachmittage, Ferienprogramme und Forschernachmittage geplant, die das Thema Krimi von verschiedenen Seiten ins Visier nehmen: Junge Besuchende werden einen Krimi-Trickfilm selbst drehen können, sie werden in einem passenden Porzellanteil „Spuren“ hinterlassen und es wird ein Experimentierprogramm geben, bei dem die Techniken der Polizei und der Spurensicherung ausprobiert werden.
Zwei neue Kindergeburtstage wird es ab 2026 geben: „Mission: Keramik“ und „Filmzauberlehrling“ (Arbeitstitel). Beim ersten Geburtstagsprogramm geht die Geburtstagsgruppe gemeinsam auf Weltrettungsmission durch die neue Erlebnis-ausstellung „Mission:Keramik“. Nach der (hoffentlich) gelungenen Mission kann jede und jeder ihren oder seinen Lieblingshelden aus der Ausstellung aus Porzellan selbst bemalen und mit nach Hause nehmen.
Beim Geburtstagsprogramm „Filmzauberlehrling“ übernimmt die Geburtstaggruppe die Rolle von Filmzauberlehrlingen und erlernt neue Zaubersprüche. Die Lehrlinge arbeiten mit Filmtricks, so dass die Zauber nur in der Animation zu sehen sind. Im Film, den die Gruppe zugeschickt bekommt, sieht man z.B. wie die Filmzauberlehrlinge Vasen schweben lassen, Teller verschwinden lassen oder selber schweben.
Auch neue Schulprogramme werden ab 2026 angeboten. In Abstimmung mit fachverantwortlichen Lehrerinnnen und Lehrern für Physik wurde ein neues Begleitprogramm zur Erlebnisausstellung „Mission:Keramik“ entwickelt, bei dem einzelne Themen der Ausstellung vertieft werden. Dazu werden die acht Themen des Hauptausstellungsraums in mehrere Module gegliedert. Jedes Modul umfasst weiterführende Experimente, Keramik zum Anfassen, Hintergrundinformationen sowie einen Tinkering-Teil, bei dem die gesamte Klasse selbst aktiv wird. Die Lehrkräfte suchen sich das Modul aus, das am besten zum Lehrplan der Klasse passt. Beim Ausstellungsthema „Sprungschanze“ beschäftigt sich das Zusatzmodul beispiels-weise mit den Themen Reibung, Hangabtriebskraft und Höhenenergie. Als Tinkering-Programm werden hier in Kleingruppen Sprungschanzen mit verschiedenen Profilen gebaut und verschiedene Materialkombinationen getestet, um die beste Sprungschanze zu küren. Die Zusatzmodule sind auf ca. 90 Minuten ausgelegt, so dass der typische Zeitraum eines Museumsbesuchs (in der Regel zwischen 2,5 und 3 Stunden) zusammen mit dem Besuch der Ausstellung ideal genutzt werden kann.
Begleitend zur Sonderausstellung „Ein Selber wider Willen? Fritz Klee und Selb“ werden Besuchende ihr eigenes Exlibris gestalten und mit nach Hause nehmen. Ein Exlibris ist eine
kunstvolle Kennzeichnung des Eigentums eines Buchs. Inspiriert von Fritz Klees Theaterpuppen wird es parallel zur Sonderausstellung eine Marionetten-Führung geben, in der Kinder ihre eigene Marionette steuern können. Und ergänzend zur Sonderausstellung „Die neue Dramaturgie des Essens: Gestaltung jenseits des Tellers“ werden Ausstellungsgäste in einer Experimentierwerkstatt mit dem Material Porzellan verschiedene Versuchsreihen anstellen. Die Werkstatt untergliedert sich in mehrere Veranstaltungen, die jeweils einen anderen Schwer-punkt setzen; wie z.B. Porzellan mit Trägermaterial oder 3D-Druck. Ein weiteres Programm beschäftigt sich mit Film und Porzellan und bietet eine außergewöhnliche Kamerafahrt: Eine Filmanimation, die durch einen Porzellankörper „fährt“.
Seit Jahren wird der Selber Porzellankünstler Helmut Drexler an beiden Museumsstandorten mit insgesamt drei Dauerausstellungen geehrt: „Weiße Oase“, „Glanzlichter“ sowie „Leidenschaft für Porzellan“. Das Porzellanikon plant noch mehr, um das Werk des beliebten Künstlers auch jüngeren Besuchergruppen zu vermitteln: In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum für Produktdesign und Prüftechnik Selb sowie unterstützt von der Helmut und Käthe Drexler-Stiftung verwandelt das Porzellanikon Selb einen seiner Ausstellungsräume in einen Experimentalraum zu Ehren von Helmut Drexler. Dank der beeindruckenden Gestaltung durch die Fachschule wird Drexlers Werk für Jung und Alt spielerisch erfahrbar und interaktiv erlebbar.
Das Jubiläum der Stadt Selb wird auch bei Großveranstaltungen des Porzellanikon eine Rolle spielen. So ist es geplant, bei „Handgemacht“, das wie immer zu Pfingsten stattfindet und vielfältiges Kunsthandwerk, Kulinarisches und Unterhaltung für die ganze Familie bietet, die Region mehr in den Fokus zu rücken. Die Foodtrucks werden daher zum ersten Mal direkt aus der näheren Umgebung kommen und damit die Region kulinarisch hervorheben.
Zu den weiteren Veranstaltungen, die 2026 in Selb vorbereitet werden, zählen eine Hochzeitsmesse, die am 25. Januar 2026 über den schönsten Tag im Leben informiert sowie die Abendveranstaltung Kuns(t)räume, die am Samstag, den 18. April 2026 von 17 bis 23 Uhr Kunstausstellungen, Kulinarik, Musik und Unterhaltung vereint.
Zum 6. Porzellanmarkt am 25. und 26. Juli 2026 werden Porzellandesignerinnen und -designer erwartet, die ihre Unikate, Kleinserien, Schmuck und Figürliches anbieten. Die Studioausstellung dürfen diesmal Søren Zschocke und Andreas Böer ausrichten, die den Jurypreis 2025 erhalten haben. Die Porzellane des Studios Zschocke Böer aus Dresden sprengen traditionelle Grenzen und entführen in geheimnisvolle und phantastische Welten. Die Arbeiten der beiden Herren sind opulent, farbenfroh, reich an kleinen, feinen Details, erzählerischen Elementen und überraschenden Einblicken. Ob spannende Materialexperimente, findige Formen-sprache, subtile Zeichnungen oder offen erotische Ansichten – ihre Objekte faszinieren durch eine einzigartige Synthese von meisterhaftem Können und überbordender Phantasie. Mit ihrer prachtvollen Bildsprache, den unerwarteten Material-kompositionen wie Porzellan und Rost, schaffen sie Porzellane, die äußerst dekorativ und elegant sind, die die Phantasie anregen, manchmal provozieren wollen, einen zum Schmunzeln bringen und immer äußerst ästhetisch sind.
Zu weiteren Großevents am Standort Hohenberg zählen auch die Abende „Golden Evening“, die dank einer besonderen Atmosphäre, einer ausgesuchten Dekoration, einer unterhaltenden Führung und einem exquisiten 4 Gänge-Menü zu den am meisten nachgefragten und damit fast immer ausgebuchten Veranstaltungen des Porzellanikon gehören.
Auch das Museumsfest - 2026 für den 9. August eingeplant und im Garten des Museums wie immer farbenfroh und kreativ ausgestaltet, wird sich thematisch an das Thema der laufenden Sonderausstellung anlehnen und stellt damit einen An-lass, einmalige Momente in einer besonderen Kulisse zu erleben.
Die beliebte Veranstaltung Kulturkaffee „Porzellan und Persönlichkeiten. Spannende Geschichten um interessante Menschen“ wird auch wieder monatlich im Porzellanikon Hohenberg stattfinden.
In den letzten beiden Jahren hat das Porzellanikon intensiv an seiner digitalen Strategie gearbeitet, die in Zukunft den strategischen Rahmen für die digitale Entwicklung des Porzellanikon bietet. Das Porzellanikon versteht Digitalisierung als Mittel zum Zweck, um sowohl ein optimales Besuchserlebnis zu ermöglichen aber auch um die interne Zusammenarbeit auf digitaler Ebene zu erweitern und zu optimieren. Damit soll die Sichtbarkeit des Museums gesteigert, Offenheit und Teilhabe gefördert und durch innovative Konzepte Besuchende an das Haus gebunden werden.
Zum Abschluss der Jahrespressekonferenz wurde das Augmented Reality-Spiel „Fenster in die Vergangenheit“ vorgestellt, das im Rahmen des Förderprogramms kultur.digital.vermittlung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst von der Firma Zaubar aus Berlin entwickelt wurde. Die AR Anwendung ermöglicht den Besuchenden einen Blick hinter die Kulissen der ehemaligen Porzellanfabrik, die digital zum Leben erweckt wird. Der Rundgang über das Fabrikgelände wird begleitet von einem fiktiven Dialog zwischen der resoluten Fabrikarbeiterin Martha und dem auf Profit bedachten Porzellanunternehmer Philipp Rosenthal sen., die anderen Arbeitern begegnen. Auf diese Weise werden das Fabrikgelände, die historische Architektur und die benachbarte Arbeitersiedlung in Selb-Plößberg in das Besuchserlebnis eingebunden. Dieser Freilichtanteil wird das Porzellanikon in Selb auch bei schönem Wetter attraktiver machen. Mit Tablett oder eigenem Smartphone ausgestattet, entdecken Besuchende den Arbeitsalltag in der Porzellanfabrik, sehen nicht mehr vorhandene Gebäudeteile, das alte Schienennetz oder die Rohstoffbunker und erhalten so einen authentischen Eindruck von der Fabrik, wie sie vor etwa 100 Jahren war – zu dem Zeitpunkt als die Stadt Selb ihren Mythos als die „Weltstadt des Porzellans“ begründete.
selb-live.de – Presseinfo Porzellanikon; Foto Reinhard Feldrapp