Drucken

23.1.2022 – Für mächtig Kritik bei den Eltern sorgte die am Freitag auf selb-live.de veröffentlichte Pressemitteilung „Eltern verhindern Kita-Notgruppe in Selb-Plößberg“, die uns von der Gemeinde durch Pfarrer Dr. Jürgen Henkel erreichte. Der Elternbeirat des Kindergartens Zum Guten Hirten in Erkersreuth weist hierin geschriebene Vorwürfe zurück und nimmt wie folgt – im ungekürzten Wortlaut – Stellung:

 

„Wir, der Elternbeirat des Kindergartens Zum Guten Hirten in Erkersreuth, weisen den Vorwurf von Pfr. Henkel vehement zurück alleinig mit einzelnen Eltern die Verantwortung zu tragen, dass die vorgeschlagene Notgruppe in Selb-Plößberg nicht zustande kommt. So stellt sich der Vorgang für uns als Eltern und Elternbeirat dar: Sowohl der Elternbeirat als auch die Elternschaft wurden erstmalig am Elternabend zu Beginn des Kindergartenjahres 2021/22 über das Vorhaben einer separierten Vorschulgruppe informiert, um weitere Kinder aufnehmen zu können. Zum damaligen Zeitpunkt gab es keinerlei Einwände der Eltern gegen dieses Vorhaben. Zumindest wurden keine an den Elternbeirat weitergegeben. Im Elternbeirat wurde das Vorhaben damals durchweg positiv gesehen. Nicht nur, dass mehr Kinder aufgenommen werden könnten, sondern auch die Verbesserung des Vorschulangebots. Eigentlich eine Win-Win-Situation.

Allerdings änderte sich diese Stimmungslage bei den betroffenen Familien umgehend, als die Eltern der Vorschulgruppe erfuhren, dass ihre Kinder nicht wie angenommen in Erkersreuth im nahen Umfeld des Kindergartens betreut werden sollten, sondern in Selb-Plößberg. In den Räumlichkeiten, die bereits während des Neubaus des Erkersreuther Kindergartens als Übergangslösung gedient hatten. Hierzu muss vielleicht als Hintergrundwissen ergänzt werden, dass diese Übergangslösung bei vielen Eltern vor allem aufgrund Platzmangels in der Kindergartengruppe und Problemen mit den sanitären Anlagen in der Krippengruppe negativ behaftet war, vor allem, da sich der Aufenthalt der Kinder dort deutlich verlängert hatte als ursprünglich geplant (3 Jahre statt 1 Jahr).

Dazu kam, dass die Eltern nur indirekt informiert wurden und mit der Information keinerlei Begründung dafür geliefert wurde, warum die Vorschulgruppe nach Selb-Plößberg umziehen sollte. Stattdessen wurde vom Kindergarten selbst eine an das Landratsamt gerichtete Petition an die Eltern weitergeleitet, ohne erklärenden Kommentar. In dieser wurde um eine Genehmigung gebeten, nachdem das Gesundheitsamt aufgrund fehlender sanitärer Anlagen für die Erzieherinnen einer Genehmigung für einen erneuten Gruppenbetrieb in Selb-Plößberg zuerst widersprochen hatte.

Nachdem sich mehr als 10 der 20 von der Vorschulgruppe betroffenen Eltern beim Elternbeirat gemeldet hatten, entschieden wir deren Bedenken sachlich zusammenzufassen und an die Kindergartenleitung und Pfr. Henkel als Träger der Einrichtung weiterzuleiten. Wohlwissend, dass es hier auch um die zusätzlichen Krippenplätze u.a. für Geschwisterkinder ging. Alleine im amtierenden Elternbeirat betrifft es 2 Eltern, die ihr jüngeres Geschwisterkind in der Einrichtung zum September 22 angemeldet haben und nun im Unklaren sind, ob ihr Kind einen Platz bekommt. Es ist also nicht wahr, dass der Elternbeirat nur die Sichtweise einer Interessensgruppe berücksichtigt hätte. [Allerdings ist natürlich klar, dass der Elternbeirat nur diejenigen Eltern vertreten kann, die bereits die Einrichtung besuchen und die sich an ihn wenden. Die Herausgabe der Kontaktdaten von Eltern an den Elternbeirat wäre nicht mit Datenschutzvorschriften vereinbar.]

Vielmehr waren die Bedenken der Eltern so massiv und zum Teil sehr fundiert, so dass wir zumindest einen Dialog über die Bedenken der Eltern starten wollten und ob nicht eventuell eine Lösung in Erkersreuth vor Ort gefunden werden könnte. Eine solche Lösung hätte nämlich viele Bedenken aufgelöst. Wie zum Beispiel:

Die Sorge, dass die Kinder erneut emotionalem Stress ausgesetzt würden, wenn die Kindergartengruppen auseinandergerissen werden würden und damit den direkten Umgang in der Einrichtung mit Freunden, Geschwisterkindern und Bezugspersonen verlieren würden. Vor allem nach den sowieso schon belastenden Zeiten mit Corona-Lockdowns, Kindergartenausfällen, Unsicherheiten etc. Das hätte sowohl die Vorschulkinder als auch die jüngeren Kinder betreffen können, die sich in der Regel oft an den älteren Kindern orientieren. Eine Lösung in Erkersreuth hätte dies zwar nicht ganz aufgelöst, aber zumindest die Auswirkungen begrenzt, da die Kinder und Bezugspersonen sich wenigstens in den Außenbereichen oder bei der gemeinsamen Betreuung in den Randzeiten noch hätten sehen können.

Oder die Sorge, dass die jetzt schon oft angespannte Personallage sich noch verschärfen könnte, wenn 2 Erzieherinnen fest in Selb-Plößberg gebunden wären und es dadurch erneut zu Notbetreuungssituationen kommen könnte. Auch hier hätte eine Lösung in Erkersreuth den Effekt abschwächen können, da man vor allem bei wenigen anwesenden Kindern (wie zum Beispiel in den Randzeiten oder bei Krankheitswellen) mit weniger Erzieherinnen die anwesenden Kinder hätte betreuen können und die Erzieherinnen auch flexibler zwischen den Gruppen hätten wechseln und aushelfen können.

Leider wurden sowohl die Bedenken der Eltern als auch die Vorschläge einer Alternativ-Unterbringung in Erkersreuth als nichtig oder nicht möglich abgetan. Die genannten Begründungen empfanden sowohl die betroffenen Eltern als auch der Elternbeirat als unzureichend. Vor allem nach weiterführenden Gesprächen mit Mitgliedern des Kirchenvorstands, der Stadt, dem Dekanat und dem Landratsamt.

Es wurde auch der Vorschlag eingebracht, eine normale Kindergartengruppe in Selb-Plößberg einzurichten mit Kindern, deren Eltern kein Problem mit dem dortigen Umfeld hätten, weil sie zum Beispiel in Selb-Plößberg ansässig sind. Natürlich auf freiwilliger Basis. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt, da das dortige Umfeld für eine normale Kindergartengruppe nicht geeignet sei und die Gegebenheiten nur für ältere Kinder ausreichend seien.

Daraufhin wurde eine Begehung der Örtlichkeiten in Selb-Plößberg vorgeschlagen, um etwaige Missverständnisse und Vorurteile der betroffenen Eltern gegen eine Notgruppe in Selb-Plößberg auszuräumen. Eine solche Besichtigung wurde auf frühestens Frühjahr 2022 in Aussicht gestellt. Sie kam aber vor der Entscheidung des Trägers gegen die Notgruppe nicht mehr zustande. Weiterführende Gesprächsangebote wurden durch Pfr. Henkel verneint.

Schließlich kam kurz vor Weihnachten doch noch aufgrund des vermittelnden Einwirkens des Kirchenvorstandes das Angebot zustande, dass die von der Vorschulgruppe betroffenen Eltern Fragen stellen durften. Dies nahmen 8 Elternpaare in Anspruch. Anstatt Antworten kamen aber leider nur die Aufforderung zu einer Abstimmung über die Vorschulgruppe in Selb-Plößberg und damit explizit verbunden der Zusage oder der Absage an die zusätzlichen Kinder. Wohlgemerkt nicht anonym und ausschließlich an die Eltern der Vorschulkinder mit Ankreuz-Möglichkeit Selb-Plößberg ja/nein.

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Entscheidung zur Notgruppe allein dem Träger obliegt. Er allein entscheidet, ob er das Projekt Vorschulgruppe durchführt oder nicht. In seiner Pressemitteilung weist Pfr. Henkel selbst darauf hin. Der Elternbeirat sowie die betroffenen Eltern haben hier keinerlei Entscheidungshoheit. Der Elternbeirat hat zu keinem Zeitpunkt den Eltern geraten gegen eine Notgruppe zu stimmen und hat die Notgruppe an sich nie abgelehnt. Im Interesse der betroffenen Kinder und der Familien muss der Elternbeirat aber seiner Sorgfaltspflicht nachkommen, die Bedenken und Sorgen der betroffenen Familien ernst zu nehmen.

Wir als Elternbeirat sind der festen Überzeugung, dass mit gegenseitigem Respekt und Gesprächen, es sicherlich eine Lösung gegeben hätte, mit der alle Beteiligten hätten leben können. Und, dass die an sich so gute Absicht mehr Kinder aufnehmen zu können als eigentlich möglich, hätte in die Tat umgesetzt werden können. Wir bedauern zutiefst, dass diese Chance vergeben wurde und dass unsere Vermittlungsarbeit zwischen Elternschaft und Kindergarteneinrichtung als Kritik und Stimmungsmache missverstanden wurden.

Nachtrag: Auch die beiden Mitglieder des Elternbeirats mit Geschwisterkindern in der Einrichtung werden keinen Krippenplatz für September erhalten. Dies wurde Ihnen gestern (22.01.22) schriftlich durch Pfr. Henkel mitgeteilt.