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heimatbuehne selb 112519.11.2025 - Ein Stück, das seinem Titel alle Ehre macht: Mit dem Lustspiel „Eine unvergessliche Nacht“ von Walter G. Pfaus brachte die Heimatbühne Selb am Samstagabend im Rosenthal-Theater Selb eine turbulente Komödie auf die Bühne, die das Publikum über zwei Stunden lang köstlich unterhielt. Von der ersten Szene an füllte sich die Bühne mit Situationskomik, scharfsinnigem Wortwitz und jeder Menge Chaos.

Schon die Ausgangssituation versprach allerlei Trubel: Karl Wendel, überzeugend gespielt von Sascha Wunderlich, sehnt sich nach einem romantischen Abend mit seiner neuen Liebe Petra Fuchs (Daniela Meißner). Der geplante Abend zu zweit wird jedoch schnell zum Albtraum, als gleich mehrere ungebetene Gäste auftauchen. Karls resolute Tante Herta (Betina Klerner) steht plötzlich mit Sack und Pack vor der Tür, um bei ihrem Neffen einzuziehen. Kurz darauf platzt auch noch Karls temperamentvolle Ex-Freundin Dagmar Stein (Angela Nendza) herein und bringt damit das ohnehin wackelige Liebesglück endgültig ins Wanken.

Was dann folgt, ist ein wahres Feuerwerk aus Missverständnissen, Verwechslungen und slapstickartiger Situationskomik. Als Karls bester Freund Gerd Fischer (Jan Heindl) ebenfalls auf der Bildfläche erscheint und sich prompt in Petra verliebt, nimmt das emotionale Chaos seinen Lauf. Dazu gesellen sich Onkel Paul (Robert Roth) und der etwas schusselige Taxifahrer Bruno Hampeler (Dieter Sailer), die beide ihren Teil zur Eskalation beitragen. Da der von Karl eigens gebraute „Liebestrank“ in falsche Hände gerät, kannte die Verwirrung keine Grenzen mehr – und die Zuschauer kringeln sich vor Lachen.

Mit feiner Beobachtungsgabe und viel Gespür für Timing wurden die zahlreichen Pointen gekonnt in Szene gesetzt. Das Zusammenspiel der Akteure funktionierte hervorragend – jeder Charakter hatte seine ganz eigenen Momente, in denen er glänzen durfte. Besonders Sascha Wunderlich überzeugte in der Rolle des überforderten Junggesellen, dessen verzweifelte Versuche, Ordnung ins emotionale Durcheinander zu bringen, immer wieder im Chaos enden. Mit energiegeladener Mimik und perfektem Timing riss er das Publikum immer wieder zu Lachsalven hin.

Ein besonderes Highlight waren die beiden Bühnenneulinge Daniela Meißner und Jan Heindl, die mit Charme, Natürlichkeit und einer erstaunlichen Bühnenpräsenz überzeugten. Das Publikum honorierte ihre Leistung mit besonders herzlichem Applaus. Aber auch die „alten Hasen“ des Ensembles wussten zu glänzen – allen voran Dieter Sailer als zerstreuter, aber liebenswerter Taxifahrer, Betina Klerner, die als scharfzüngige Tante Herta mit ihrer resoluten Art für ständige Unruhe sorgte, und Angela Nendza, deren Auftritt als eifersüchtige Ex-heimatbuehne selb 11251Freundin Dagmar für etliche komische Höhepunkte sorgte.

Viel Liebe zum Detail zeigte sich nicht nur im Spiel, sondern auch in der Bühnenausstattung. Die heimelige Wohnzimmerkulisse und die kleinen Requisiten – vom mysteriösen Liebestrank bis hin zu den erotischen Bildern an den Wänden – verliehen dem Stück den perfekten Rahmen. Dazu kam der Einsatz der Souffleuse Alice Kiesl, die dezent im Hintergrund für Sicherheit sorgte, falls der Text einmal verloren ging. Als Regisseurin fungierte Antje Heindl, die zudem auch in eine kleine Rolle schlüpfte.

Einen besonders emotionalen Moment erlebten die Zuschauer, als Heidi Sailer, langjähriges Mitglied der Heimatbühne, vor Beginn des Stücks kurz auf die Bühne trat. Im vergangenen Jahr musste die damalige Aufführung krankheitsbedingt abgesagt werden, umso größer war die Freude, dass es ihr wieder gut geht. Das Publikum dankte ihr mit warmem, langanhaltendem Applaus.

Das Publikum im gut gefüllten Rosenthal-Theater dankte der gesamten Truppe am Ende mit begeistertem Beifall und teils stehenden Ovationen. Es war ein Abend, der zeigte, mit wie viel Herzblut, Engagement und Spielfreude die Heimatbühne Selb ihre Theaterleidenschaft lebt – und dass Laienspiel alles andere als laienhaft klingen oder wirken muss.

Wer das rasante Verwechslungsspiel voller Witz, Charme und Selber Mundart noch nicht gesehen hat, bekommt eine zweite Chance, weshalb der Ausgang des Stücks an dieser Stelle natürlich nicht verraten wird: Am kommenden Samstag, 15. November, um 19.30 Uhr hebt sich der Vorhang im Rosenthal-Theater Selb noch einmal für „Eine unvergessliche Nacht“. Und eines ist sicher: auch diese Vorstellung wird ihrem Namen wieder alle Ehre machen.

heimatbuehne selb 11253selb-live.de – Michael Sporer