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csu selb22.7.2022 – Nach einer längeren Pause aufgrund der Covid-19 Pandemie nahm die CSU Selb ihre Stammtischreihe wieder auf. Im Fokus stand ein Thema, das zuletzt recht hohe Wellen schlug: die Zukunft des Klinikums Fichtelgebirge. 

In seiner Begrüßung hob Ortsvorsitzender Matthias Müller hervor, dass sich die CSU Selb in der Diskussion um die Standorte Selb und Marktredwitz bewusst nicht an einem medialen Schlagabtausch bei diesem recht emotionalen Thema beteiligt hat. Im Vordergrund stünden vielmehr zukunftsfähige Konzepte und die Unterstützung der Entscheidungsträger. Seit dem Antritt von Peter Berek als Landrat und des neuen Klinik-Geschäftsführers Alexander Meyer hätten sich viele in die Zukunft gerichtete Aktivitäten am Klinikum entfaltet und die Standorte Selb und Marktredwitz wieder zueinander gefunden.

In der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde mit Landrat Peter Berek, Klinikgeschäftsführer Alexander Meyer, dem regionalen AOK-Direktor Wolfgang Hofmann sowie dem Leiter des Geschäftsbereichs stationäre Versorgung der AOK Bayern Ekkehard Ellmann und dessen Stellvertreter Dr. Tobias Herrmann ging es zunächst darum, die Problemlage fernab politischer Polemik verstehen zu können. Wichtig ist hierbei, das Problem aus unterschiedlichen Perspektiven zu begreifen.

Laut Geschäftsführer Meyer kämpfe das Klinikum mit einer unterbewerteten Investitionsfinanzierung des Freistaats: von knapp 13 Mio. Euro an beantragten Mitteln kamen weniger als 2 Mio. Euro beim Klinikum an. Der Freistaat Bayern käme hier seiner Verantwortung nicht nach, weshalb Mittel für Investitionen fehlen. Gleichzeitig sei von den Krankenhäusern eine Öffnung für den ambulanten Bereich gefordert, die jedoch aufgrund unzureichender Infrastruktur wie fehlenden Wartebereichen ohne Investitionen nicht erreicht werden kann.

Von den Vertretern der AOK Bayern wurden die Herausforderungen der Transformation im Krankenhausbereich unterstrichen: seitens der Politik würden Vorgaben zu Mindestmengen gemacht, in ländlichen Räumen bestünde Fachkräftemangel und das Berufsbild des Arztes würde sich wandeln. In der Medizin würde sich eine Spezialisierung vollziehen, die durch den medizinisch-technischen Fortschritt noch verstärkt würde. Ein Klinikum CSU Selb 1 002befände sich im Spannungsfeld von Qualität, Versorgung und Kosten. Wichtig sei eine stationäre Versorgungsgestaltung und ein Masterplan für die kommenden Jahre.

Aus Sicht des Landrats Peter Berek muss die Versorgung in den Regionen sichergestellt und Kooperationsmodelle zwischen bspw. niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern etabliert werden. Kooperation innerhalb eines Krankenhauses und zwischen unterschiedlichen Akteuren verlange das Hintanstellen persönlicher Befindlichkeiten.

In der von Prof. Dennis Häckl moderierten Diskussion wurden Probleme wie der Fixkostendegressionsabschlag oder die Krankenhausrechnungsprüfung angesprochen. Das über die Jahre gewachsene System von Regulierung und stetig neuen Vorgaben müsse dringend entschlackt werden. Auf regionaler Ebene wurde vom zweiten Bürgermeister Carsten Hentschel angeregt, verstärkt auf Kooperation zu setzen: Selb und Asch als Oberzentrum sollen nicht nur durch die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen zusammenwachsen, sondern könnten auch bei der medizinischen Versorgung voneinander profitieren. So müsse dringend überlegt werden, inwiefern tschechische Patienten auch im Klinikum Fichtelgebirge versorgt werden können. Dies würde zu einer höheren Auslastung des Klinikums beitragen und würde gleichzeitig für tschechische Bürger kürzere Wege bedeuten. Neben der Idee dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurde in der Diskussion angeregt, Überlegungen hinsichtlich eines regionalen Versorgungszentrums anzustellen. Dies müsse vom regionalen Bedarf ausgehen und ableiten, welche Versorgungsleistungen zu erbringen sind und wie diese sichergestellt werden können.

In der Diskussion wurde festgehalten, dass das Klinikum Fichtelgebirge einen guten Weg eingeschlagen hat, jedoch teilweise durch politische Vorgaben und fehlende Investitionsfinanzierung des Freistaats Bayern Hürden aufgebaut werden. Eine Lösung besteht in einer engeren Kooperation nicht nur zwischen den einzelnen Standorten des Klinikums und des ambulanten und stationären Bereichs, sondern auch in einer länderübergreifenden Kooperation. Viele Teilnehmer bedauerten daher, dass die Potenziale der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen scheinbar nur unzureichend genutzt werden.

selb-live.de – Presseinfo CSU Selb