30.10.2025 - Das Selber Heimat- und Wiesenfest soll offiziell als Immaterielles Kulturerbe anerkannt werden. In der jüngsten Sitzung des Stadtrats informierte Oberverwaltungsdirektorin Nicole Abraham über den aktuellen Stand und den weiteren Ablauf des Bewerbungsverfahrens.
Nachdem der Stadtrat bereits im April dieses Jahres auf Antrag der Fraktion Aktive Bürger Selb einstimmig beschlossen hatte, das traditionsreiche Wiesenfest für das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes anzumelden, wurde die vollständige Bewerbung nun beim Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat fristgerecht eingereicht. „Es war ein sehr aufwendiger und zeitintensiver Prozess“, so Abraham, die den Ablauf und die nun weiteren einzelnen Schritte des Verfahrens erläuterte.
Zunächst erfolgt eine Vorprüfung durch das Ministerium, bevor ein unabhängiges Expertengremium – bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur – die eingereichten Bewerbungen begutachtet. Auf Grundlage der Empfehlungen dieses Gremiums entscheidet die Bayerische Staatsregierung, welche Feste und Traditionen in das Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen und gegebenenfalls für das bundesweite Verzeichnis nominiert werden.
Für das bundesweite Auswahlverfahren sind vier Stufen vorgesehen:
Die Länder leiten jeweils bis zu vier ausgewählte Vorschläge an das Sekretariat des Kultusministeriums weiter – dies soll bis Ende März 2026 erfolgen.
Im Anschluss berät und beschließt der Kulturausschuss über die Vorschläge.
Das unabhängige Fachkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission prüft die Bewerbungen nach festgelegten Kriterien.
Schließlich erfolgt die staatliche Bestätigung durch die Kulturministerkonferenz sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Mit einer Entscheidung über die Aufnahme kann laut Abraham im Frühjahr 2027 gerechnet werden. Anschließend soll eine Auszeichnungsveranstaltung mit offizieller Urkundenübergabe stattfinden.
Das Selber Wiesenfest, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, ist ein fester Bestandteil der städtischen Identität. Es verbindet Generationen, Vereine, Schulen und die gesamte Bürgerschaft in einer gemeinsamen Tradition, die tief im lokalen Selbstverständnis verwurzelt ist. Ziel der Aufnahme in das Kulturerbe-Verzeichnis ist es, diese besondere Festkultur zu bewahren, zu fördern und ihre Bedeutung auch überregional sichtbar zu machen.
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und die Initiatoren des Antrags zeigten sich erfreut über den erreichten Meilenstein. „Das Wiesenfest ist mehr als nur ein Fest – es ist gelebte Gemeinschaft, Identität und Geschichte“, so der Tenor. Bis zur endgültigen Entscheidung wird es jedoch noch einige Zeit dauern – Geduld ist gefragt, bevor die Stadt Selb ihr Traditionsfest möglicherweise mit dem offiziellen Titel „Immaterielles Kulturerbe“ schmücken darf.
selb-live.de – Michael Sporer