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ffw erkersreuth 102530.10.2025 - Ein weiterer Tagesordnungspunkt in der Sitzung des Selber Stadtrats am Mittwochabend befasste sich mit der Ertüchtigung des Feuerwehrhauses in Erkersreuth. Konkret ging es um die Schaffung eines zweiten Rettungswegs aus dem Obergeschoss sowie einen separaten Alarmzugang zur Fahrzeughalle. Ziel ist es, den aktuellen Sicherheitsanforderungen zu entsprechen und künftig Gefahrensituationen bei Einsätzen zu vermeiden.

Hintergrund und Varianten

Bauamtsleiter Daniel Ruckdeschel erläuterte die technischen Hintergründe und stellte die Ergebnisse des Projektberichts des Ingenieurbüros IBG vor. Demnach ist ein zweiter baulicher Rettungsweg erforderlich, um im Brandfall die Rettung aller Personen im Obergeschoss sicherzustellen. Zusätzlich soll ein separater Zugang geschaffen werden, über den Feuerwehrleute im Alarmfall das Gebäude betreten können – unabhängig von den großen Fahrzeugtoren, über die gleichzeitig Einsatzfahrzeuge ausrücken.

 

Für die Umsetzung wurden drei Varianten geprüft:

Variante 1 sieht eine kurze, geradläufige Stahltreppe vom Obergeschoss auf die angrenzende Wiesenfläche vor. Der Zugang zur Fahrzeughalle würde über eine geänderte Tür erfolgen. Diese Lösung wäre mit rund 35.000 Euro die kostengünstigste, birgt aber den Nachteil, dass der Austritt auf eine unbefestigte Wiesenfläche erfolgt, die im Winter geräumt werden müsste.

Variante 2 ergänzt die Treppe aus Variante 1 um eine zusätzliche Zugangstreppe von der Straßenseite. Diese Lösung wird von der Feuerwehr Erkersreuth bevorzugt, da sie eine direktere Erreichbarkeit des Alarmzugangs bietet. Die Gesamtkosten werden hier auf etwa 60.000 Euro brutto geschätzt.

Variante 3 sieht schließlich eine durchgehende Stahlbautreppe mit Zwischenpodesten bis zur Straße vor. Diese Variante kombiniert den zweiten Rettungsweg und den Alarmzugang in einer baulichen Einheit. Zudem entfällt hier der Winterdienst auf der Wiese, da der Zugang über Gitterroststufen führt.

Die Feuerwehr Erkersreuth favorisiert diese Lösung, da sie am besten mit dem geplanten Umbau des Erdgeschosses – insbesondere der Einrichtung eines Duschbereichs im Bereich des bisherigen WC-/Lagerraums – harmoniert.

Die Gesamtkosten für Variante 3 liegen bei rund 80.000 Euro brutto. Für den geplanten Duschbereich sind zusätzlich etwa 25.000 Euro im Haushaltsjahr 2026 vorgesehen. Alle Beträge gelten als Schätzkosten. (Grafik Stadt Selb)

 

Sicherheitsanforderungen und Eigenleistung der Feuerwehr

Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch betonte, dass es sich bei der Maßnahme um ein klassisches Sicherheitsthema handle. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben machten einen zweiten Rettungsweg erforderlich – eine Anforderung, die zum Zeitpunkt des ursprünglichen Baus des Feuerwehrhauses noch nicht bestanden habe.

Zudem sei zukünftig auch der separate Alarmzugang notwendig, um gefährliche Begegnungen zwischen ausrückenden und anrückenden Kräften zu vermeiden. „Die Maßnahme erhöht die Sicherheit der Einsatzkräfte erheblich“, so Pötzsch.

Besonders hob er das große Engagement der Feuerwehr Erkersreuth hervor, die das Gebäude seinerzeit mit erheblicher Eigenleistung errichtet hatte und sich auch diesmal bereit erklärt hat, Eigenarbeiten beizusteuern. „Es ist beeindruckend, wie viel Einsatz hier aus der Mannschaft selbst kommt. Dafür kann man sich nur bedanken“, sagte der Oberbürgermeister.

Pötzsch sprach sich klar für Variante 3 aus. Zwar sei diese mit einem etwas höheren Kostenaufwand verbunden, doch vereine sie alle sicherheitsrelevanten Aspekte und schaffe zugleich eine langfristig praktikable Lösung. Außerdem entfielen spätere Folgekosten für Winterdienst oder mögliche Nachbesserungen.

 

Diskussion im Stadtrat

In der anschließenden Aussprache signalisierten mehrere Fraktionen Unterstützung für die umfassendere Variante.

Walter Wejmelka (SPD) erklärte, dass seine Fraktion die Maßnahme intensiv beraten habe. Variante 1 wäre zwar ausreichend, langfristig aber nicht wirtschaftlich. „Wir würden kurzfristig sparen, aber später durch Nachbesserungen wieder höhere Kosten verursachen. Deshalb ist es sinnvoll, gleich eine nachhaltige Lösung umzusetzen“, so Wejmelka. Auch den geplanten Duschbereich bezeichnete er als sinnvolle Ergänzung, insbesondere da die Wehr häufig im Einsatz sei und viele Atemschutzgeräteträger habe.

Roland Schneider (Freie Wähler Selb) sprach sich ebenfalls für Variante 3 aus. Neben den Sicherheitsaspekten verwies er auf die praktischen Nachteile der einfacheren Lösungen: ffw erkersreuth 1025„Wenn wir jetzt die halbe Variante umsetzen, müssen wir später ohnehin nachbessern. Das würde am Ende teurer werden.“ Die Wehr zeige großes Entgegenkommen, indem sie den Bau der Duschen zunächst zurückstelle.

 

Einstimmiger Beschluss

Nach Abwägung aller Argumente folgte der Stadtrat der Empfehlung der Verwaltung und beschloss einstimmig die Umsetzung der Variante 3. Damit soll am Feuerwehrhaus Erkersreuth ein durchgehender zweiter Rettungsweg mit integriertem Alarmzugang entstehen. Die Maßnahme wird mit einem Kostenrahmen von rund 80.000 Euro brutto veranschlagt.

Für den später geplanten Umbau des Duschbereichs sind zusätzliche 25.000 Euro vorgesehen. Die Stadt rechnet mit einem Eigenleistungsanteil der Feuerwehr, der die Gesamtkosten voraussichtlich senken wird.

Mit der Entscheidung wird die Sicherheit der Einsatzkräfte weiter verbessert und eine baulich zukunftsfähige Lösung für die zweitgrößte Feuerwehr der Stadt geschaffen.