25.9.2025 – In der jüngsten Sitzung des Selber Stadtrates war erneut Frank Nützel von der Firma NWS zu Gast, um über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte beim Bauprojekt im ehemaligen Bürgerpark zu informieren. Das ambitionierte Vorhaben, das gleichermaßen modernes Wohnen wie auch städtische Infrastruktur in Form einer neuen Bibliothek schaffen soll, nimmt Fahrt auf – mit einigen wichtigen Neuerungen.
Klärungen im Bauprozess und aktueller Stand
Nützel machte gleich zu Beginn deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Stadt und beteiligten Firmen auf kurzen Wegen hervorragend funktioniere: „Wir sind tagtäglich mit Planung und Ausführung befasst, offene Fragen werden direkt geklärt – das ist eine große Hilfe.“ Auch kleinere Verzögerungen in den vergangenen Wochen, die teils auf Urlaubszeiten von Mitarbeitern zurückzuführen waren, konnten durch geschickte Planung ausgeglichen werden. So habe etwa die Firma Fröber während dieser Phase die Kanalarbeiten abgeschlossen.
Aktuell stehe man kurz vor den Betonarbeiten für das Untergeschoss. „Bis Ende des Jahres wollen wir das komplette Thema Untergeschoss abgehakt haben, sodass über Weihnachten die 45 Zentimeter starke Decke über der Tiefgarage aushärten kann“, erläuterte Nützel. Im neuen Jahr sollen die Erdgeschossarbeiten beginnen. Für das zweite Quartal 2026 sei dann die Stahlbetondecke über dem Erdgeschoss vorgesehen – ein wichtiger Meilenstein, um anschließend mit dem Holzbau fortzufahren.
Zeitplan bis zur Fertigstellung
Die Planungen sehen vor, dass Ende 2026 der Gewerbeteil fertiggestellt und an die Stadt übergeben wird. Anschließend beginnen die Ausbauarbeiten für die neue städtische Bibliothek. Der Einzug in die Wohnungen ist nach aktuellem Stand für Mitte 2027 geplant. Ziel sei es, Wohnungsnutzung und Bibliotheksbetrieb möglichst gleichzeitig starten zu lassen, um eine Baustellensituation für Nutzer und Mieter zu vermeiden.
Änderungen am Gebäude: mehr Wohnraum und neue Fassade
Besonders aufmerksam verfolgte das Gremium die geplanten Änderungen am Gebäude. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage nach Wohnraum soll ein weiteres Stockwerk entstehen. Sechs zusätzliche Mietwohnungen – zwischen 60 und 95 Quadratmetern – werden dadurch geschaffen. Diese Einheiten sollen frei am Markt verfügbar sein, also ohne Bindung an einkommensorientierte Förderung.
In Sachen Gebäudehöhe erläuterte Frank Nützel, dass das Gebäude 1,20 Meter höher als die Spitze der Commerzbank wäre, allerdings auch 3,80 Meter niedriger als das Haus, in dem sich das Jobcenter befindet. Der kompakte Baukörper integriere sich folglich gut in den Straßenzug.
Durch das weitere Stockwerk ändere sich weder an der Gebäudeklasse noch an brandschutzrechtlichen Vorgaben etwas.
Auch optisch gibt es Neuerungen: Anstelle einer Putzfassade wird eine vorvergraute Holzfassade aus Tanne das Gebäude prägen. „Es wäre widersinnig, ein Holzgebäude zu errichten und es dann zu verputzen“, erklärte Nützel. Die langlebige Fassade sei nahezu wartungsfrei und füge sich harmonisch in das Stadtbild ein. Insbesondere die Verbindung mit der Klinkerfassade der benachbarten Commerzbank stelle einen gestalterischen Mehrwert dar.
Vielfalt und soziale Durchmischung
Von Beginn an legten die Projektentwickler Wert auf ein breites Spektrum an Wohnmöglichkeiten. Insgesamt entstehen zu den genannten sechs Wohnungen 21 Wohnungen in verschiedenen Größen, die durch einkommensorientierte Förderung (EOF) unterschiedliche Einkommensgruppen ansprechen sollen. Nützel betonte, dass die Mischung bewusst gewählt sei: „Wir möchten eine lebendige Nachbarschaft schaffen – mit Studenten, jungen Familien, Berufstätigen im Homeoffice, aber auch älteren Menschen, die sich verkleinern wollen.“
Besonderes Augenmerk liege zudem auf Barrierefreiheit. Alle Wohnungen sind stufenlos erreichbar, eine spezielle „Rollstuhlwohnung“ ist zusätzlich für Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorgesehen. Auch moderne Anforderungen wie Homeoffice-Arbeitsplätze seien in der Konzeption berücksichtigt. „Gerade für Rückkehrer nach Selb ist das wichtig, die ihre Arbeit andernorts behalten, aber im digitalen Zeitalter von hier aus erledigen können“, so Nützel.
Infrastruktur und Komfort
Neben den Wohnungen und der Bibliothek wird auch auf Details geachtet: großzügige Paketfächer, Fahrrad- und Kinderwagenräume, E-Lademöglichkeiten und ein Kinderspielplatz sind Teil des Konzepts. Die Tiefgarage mit 37 Stellplätzen decke den Bedarf problemlos ab, erklärte Nützel – gerade auch, da viele ältere Bewohner weniger Autos nutzen.
Einschätzung von Oberbürgermeister Pötzsch
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch lobte das Vorhaben ausdrücklich: „Dieses Projekt ist ein Leuchtturm für unsere Innenstadt. Die Kombination aus zusätzlichem Wohnraum, neuer Bibliothek und der architektonischen Qualität bietet einen klaren Mehrwert für die Stadt.“ Die enge und professionelle Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen sei ein weiterer Beleg für die Qualität des Bauvorhabens.
Hohe Nachfrage nach den geplanten Wohnungen
Bereits jetzt melden sich regelmäßig Interessenten aller Altersgruppen. Um diesem großen Informationsbedürfnis gerecht zu werden, kündigte Nützel die Einrichtung einer eigenen Projekt-Homepage an. Dort sollen künftige Mieterinnen und Mieter vorab prüfen können, ob die Voraussetzungen für eine Wohnung erfüllt sind und welche Angebote passen könnten. Ergänzt wird dies durch eine öffentliche Informationsveranstaltung, die noch in diesem Jahr stattfinden soll.
Zustimmung des Stadtrats zur Bauleitplanänderung
Formell musste der Stadtrat einer Änderung des Bebauungsplanes zustimmen, da das zusätzliche Stockwerk eine Anpassung des bisherigen Rechtsrahmens erforderlich machte. Einstimmig beschloss das Gremium die Einleitung des Bauleitplanverfahrens zur Änderung des Bebauungs- und Grünordnungsplanes Nr. 170.
selb-live.de - Michael Sporer; Grafiken: NWS