4.8.2025 - In der jüngsten Sitzung des Selber Stadtrats wurde ein zentrales Thema für Familien und junge Eltern behandelt: Die Stadtverwaltung legte eine umfassende Bedarfsanalyse zur Betreuungssituation im Stadtgebiet vor. Ziel war es, die gegenwärtige und zukünftige Versorgung mit Betreuungsplätzen auf eine fundierte Grundlage zu stellen – ein Anspruch, der aus dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) hervorgeht.
Der vorgelegte Bericht analysiert den Bedarf an Betreuungsplätzen systematisch in vier Schritten: Bestandsaufnahme, Bedürfniserhebung, Bedarfsfeststellung und abschließende Bedarfsermittlung. Er basiert auf statistischen Daten, Rückmeldungen aus einer Elternbefragung sowie weiteren strukturellen und demografischen Faktoren.
Ausgangspunkt war die Erfassung der bestehenden Platzkapazitäten in Krippen, Kindergärten und Einrichtungen der Schulkindbetreuung. Ergänzend wurde die Entwicklung der Kinderzahlen analysiert – mit dem Ergebnis, dass die Nachfrage hoch bleibt und in einzelnen Bereichen bereits deutlich über dem aktuellen Angebot liegt.
Ein wesentliches Element war die Befragung der Eltern. Dabei wurden Wünsche und tatsächlicher Betreuungsbedarf erhoben, aber auch Hindernisse und Herausforderungen thematisiert. Die Ergebnisse flossen direkt in die Bedarfsberechnung ein.
Berücksichtigt wurden zudem die Auswirkungen des demografischen Wandels, Zuzüge durch neue Baugebiete oder größere Wohnanlagen, gesetzliche Betreuungsansprüche – etwa der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 – sowie die Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf oder Migrationshintergrund.
Auf dieser Grundlage kommt die Stadt Selb zu einem deutlich formulierten Bedarf:
190 Plätze für Kinder unter drei Jahren,
547 Plätze für Kinder im Regelbereich (3–6 Jahre),
433 Plätze für Schulkinder (überwiegend Ganztagsbetreuung).
Damit ergibt sich ein Gesamtbedarf von 1.170 Plätzen im gesamten Stadtgebiet.
Der Stadtrat erkannte diesen Bedarf offiziell an und stimmte dem Vorschlag der Verwaltung einstimmig zu. Damit wird nun der Weg frei für weitere Schritte – darunter die Schaffung zusätzlicher Betreuungsangebote, bauliche Erweiterungen sowie neue Konzepte zur Fachkräftegewinnung und -bindung.
Die Verwaltung betonte, dass bereits Maßnahmen zur Deckung des Mehrbedarfs eingeleitet wurden – etwa durch temporäre Notgruppen oder Trägerkooperationen. Dennoch bleibe die Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung eine große Herausforderung, der man sich aber mit Nachdruck widmen werde.
Baumaßnahmen zur Deckung des Bedarfs
Ersatzneubau AWO KiTa Kappel: Die Stadt Selb ist seit dem 24.04.2025 (Tag des symbolischen Spatenstichs der den Startschuss des Baus gibt) in der Umsetzung einer Kindertagesstätte auf der Kappel mit 3 Kindergartengruppen mit je 25 Kindern (von 3 Jahren bis zur Einschulung) und 2 Krippengruppen mit je 12 Kindern (ab 1 Jahr) am Schönwalder Weg. Diese Einrichtung soll den aktuellen AWO Kindergarten mit seinen Notplätzen (50 Kindergartenkinder und 12 Krippenkinder) ablösen und die Notgruppe Haus der Kirche (30 Kindergartenkinder).
Neubau am Jahnsportplatz: Auch am Jahnsportplatz ist ein Neubau eines Kinderhauses in Planung, welcher Platz für 4 Gruppen für Regelkinder und 2 Gruppen für Krippenkinder schaffen soll. Derzeit befindet sich das Vergabeverfahren für die Architektenleistung in der Durchführung. Die Aufnahme des Betriebs ist für September 2027 geplant. Diese Einrichtung soll die Notgruppe der EJF Die Selblinge (25 Kindergarten- und 24 Krippenkinder) aufnehmen und den weiteren steigenden Bedarf decken.
Ersatz- und Neubau Kinderhort in der Hanns-Braun-Str. 1, 3 und 5 (Vorwerk): Im Bereich der Ganztagsbetreuung ist ein 5- bzw. 6-gruppiger Kinderhort geplant, welcher unter der Betreuung des Evang. Kita-Zweckverband Fichtelgebirge geführt werden wird. Dieser Kinderhort soll zum einen die Notbetreuung Kinderhort Kleine Einsteins auflösen, aber auch den Kinderhort Löhehaus ablösen. Im Rahmen des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026/2027 sollen hier parallel gleich weitere Plätze geschaffen werden. Der Abbruch der alten Gebäude ist bereits vollzogen, sodass der entsprechende Platz für das Gebäude des Kinderhorts nun gegeben ist.