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vishay paul 122228.12.2022 – Nach fast 45 Jahren bei der Firma Vishay geht Dr. Gerald Paul in den wohlverdienten Ruhestand. Im Rahmen einer offiziellen Abschiedsfeier wurde der langjährige CEO und Präsident der Vishay Intertechnoloy für dessen erfolgreiches Wirken im Unternehmen gewürdigt.

Es ist mit Sicherheit eine beeindruckende Erfolgsstory, auf die der 73-Jährige zurückblicken kann. Einst war es das Unternehmen Draloric, das am Standort Selb Widerstände und Kondensatoren herstellte. Im Jahr 1987 wurde der Betrieb durch Vishay übernommen. Wachstum und Investitionen folgten gleichermaßen in den folgenden Jahrzehnten. Seit dem Jahr 2005 fungierte Dr. Paul als Vorstandsvorsitzender des gesamten Vishay-Konzerns. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit weltweit 3,5 Milliarden US-Dollar Umsatz – mit dem besten Geschäftsjahr endet nun eine Ära für die Firma und vor allem am Standort Selb.

„Die letzten Monaten waren für uns bei Vishay sehr ungewöhnlich“, sprach im Namen des Vishay-Vorstands Andreas Randebrock davon, dass es in der 60jährigen Unternehmensgeschichte bislang nur zwei CEO gab. Dr. Gerald Paul habe für Kontinuität und Stabilität wie kein anderer gestanden. „Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist er eine Institution.“ Dass Vishay als gesundes Unternehmen in die nächste Generation überführt werden kann, sei vor allem ihm zu verdanken. „Er war praktisch immer präsent und nun verlässt er das Unternehmen. Das ist für viele nur schwer vorstellbar!“ Der Standort, an dem ein CEO sitzt, sei ein besonderer. Dr. Paul hat seine Heimatstadt Selb gewählt. „Alles andere als gewöhnlich. Denn es gibt nicht viele Beispiele von deutschen CEO US-Amerikanischer Aktiengesellschaften, die ihren Dienstsitz außerhalb der USA haben. Dr. Paul hat niemals ein Zweifel daran gelassen, dass ein Konzern wie Vishay sehr erfolgreich aus Selb geführt werden kann. Er hat auch gezeigt, dass der Standort Selb im internationalen Wettbewerb um Kosten und Effizienz stets mithalten kann. Die vielen Investitionen hier am Ort stehen für Wachstum Made in Selb.“

Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz würdigte Dr. Gerald Paul als eine Persönlichkeit, die die Entwicklung eines Unternehmens in Oberfranken und der Welt maßgeblich mitbestimmt und für die gesamte Region nachdrücklich Impulse gesetzt habe. „Sie verkörpern die Beständigkeit und Beharrlichkeit eines typischen Oberfranken, der nicht von Unternehmen zu Unternehmen wechselt. Sie sind Beleg dafür, dass Sie zu Ihrer Aufgabe und zu Ihrem Unternehmen stehen sowie über Jahrzehnte hinweg Strategien und Richtungen vorgeben und so dieses zukunftsfähig weiterentwickeln“, lobte sie dessen Herzblut. Herausragend sei dazu das Engagement in Sachen Ausbildung. „Wir sind stolz darauf, dass sie unsere Region als Ausbildungsschmiede sehen und pflegen. Auch sprach sie dessen Unterstützung verschiedener Projekte an, die für mehr Lebensqualität am Standort sorgen würden.

Seitens der IHK meinte Dr. Michael Waasner, dass solch eine Karriere nur mit sehr viel Wissen, Expertise, Erfahrung und höchstem persönlichen Engagement erreichbar sein könne. Zuverlässigkeit, Langlebigkeit und Qualität seien durch dessen Wirken die Stärken des Konzerns und dürften diesem in der Zukunft eine weitere positive Entwicklung bescheren. Stets habe der scheidende CEO nicht nur das Wohl der Firma und der Belegschaft im Sinn gehabt, sondern auch den Blick über den Tellerrand hinausgerichtet: Auf die Region, auf das große Ganze. „Miteinander statt Gegeneinander, Schulterschluss statt Ellenbogen. Eigenschaften, die es zu erkennen gab, die erfordern Mut und Durchsetzungsstärke. Sie haben das unter Beweis gestellt“

„Der Landkreis Wunsiedel ist unendlich dankbar für Ihr Wirken und Ihre Verbundenheit zur Region“, sieht Landrat Peter Berek die Firma Vishay als ein Teil von Selb. Ein Teil, das Selb in die Welt hinaustrage. Dabei sei es spannend, dass man aus Selb auch wirtschaftspolitische Entscheidungen treffen dürfe, die in viele Länder hinauswirken. Dr. Paul habe stets unternehmerisch agiert, sowohl im Sinne des Unternehmens als auch im Sinne von Verantwortung tragen und in wichtigen Phasen Entscheidungen zu treffen und Richtungen einzuschlagen. Das sei ihm in einzigartiger Art und Weise gelungen, er sei ein Macher schlechthin.

„Das beste Leistungszeugnis, das man einem Menschen aussprechen kann, ist, dass man ihn aufgrund seiner hervorragenden Arbeit am liebsten immer am gleichen Platz sehen würde“, erklärte Selbs Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, dass die Verabschiedung in der Bürgerschaft schon häufig thematisiert und diskutiert wurde. Immer wieder kam man zum gleichen Ergebnis: „Hoffentlich bleibt der Herr Dr. Paul noch lange in seiner Funktion!“ vishay paul 12221Er würdigte ihn als einen vorbildlichen Unternehmer mit Mut, Ideenreichtum, Risikobereitschaft und den notwendigen Weitblick bei einem Big-Player Hochfrankens. Zusammen mit den engsten Mitarbeitern sei es gelungen, den Vishay-Konzern zu dem zu machen, was er heute ist: „Ein herausragendes Unternehmen, das weltweit einen beeindruckenden Erfolg verzeichnet, stabil in der heutigen Zeit ist und sich gleichzeitig zukunftsorientiert für die nächsten Generationen aufgestellt hat!“ Ein großes Dankeschön im Namen der Stadt und der Bürgerschaft sprach der Rathauschef zudem für die Unterstützung zahlreicher gesellschaftlicher Projekte, Einrichtungen und Vereine aus. Auch als Privatmann und Überzeugungs-Selber begleite Dr. Paul eine Reihe von Ehrenämtern und unterstütze mit „einem beeindruckenden Understatement.“ Seitens der Stadt Selb wurde dem Vishay-CEO dafür bereits im Jahr 2018 die „Goldene Bürgermedaille“ verliehen. Eine Auszeichnung, die bislang nur acht verdiente Persönlichkeiten der Stadt erhalten haben. „Sie sind und bleiben ein Vorbild in unserer Gesellschaft“, wünscht Pötzsch einen angenehmen Ruhestand.

Erich Schädlich und Rainer Kropf dankten im Namen des Aufsichtsrats „für die faire und stets offene Information über den Geschäftsverlauf und außerordentliche gut und konstruktive Zusammenarbeit.“ Natürlich bringe jeder seine Arbeitsleistung ein und werde dafür belohnt. „Aber Gerald Paul ist mehr: Da ist mehr innere Energie, die Entwicklung eines Unternehmens positiv zu gestalten. Seine Loyalität zur Firma und dem Unternehmensgründer Dr. Zandman und dessen Familie, sowie seine menschliche Einstellung gegenüber den Mitarbeitern gehören ebenso zu seinen geschätzten Eigenschaften.“

Dr. Gerald Paul dankte für überbrachte Geschenke wie einer Sitzbank auf dem Goldberg oder einem Wimmelbild gleichenden Porträt, das aus einzelnen Fotos von über 2.000 Mitarbeitern kreiert wurde, aber auch den zahlreichen lobenden Worten. „Diese machen mich schon ein wenig beschämend, denn der Erfolg bedarf neben eigener Anstrengung natürlich immer ein gewisses Maß an Fortune. Mein Glück lässt sich da unschwer in drei Punkten zusammenfassen: Der Durchbruch elektronischer Anwendungen generell, die Person des Firmengründers und meines Mentors Dr. Felix Zandman, aber auch sehr gute Mitarbeiter und Kollegen.“ Sein eigener Beitrag sei bestimmt durch oberfränkische Beharrlichkeit und Sturheit gewesen. Dem Gründer auf seiner fantastischen Reise zu begleiten und die Gelegenheit zum Mitmachen betrachte er als Geschenk. „Das Modewort „Work-Life-Balance“ wird mir wohl immer ein Fremdwort bleiben. Von Nichts kommt Nichts, das ist meine Philosophie!“

Angesichts des Rekordumsatzes in diesem Jahr, dazu werden wiederum 300 Millionen Euro investiert und zusätzlich rund 200 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet, seien zum Abschluss seines Wirkens herausragende Zahlen. Mit einer Liquidität von rund 1,7 Mrd. US-Dollar liege Vishay von der Finanzierung her auf der sehr sicheren Seite. „Das klingt gut und wir sind auch stolz darauf, das war aber nicht immer so golden. Wir hatten da auch schon lebensbedrohliche Situationen“, blickte er unter anderem auf die Lehman-Krise im Jahr 2009 zurück. Diese Gefahren habe man allerdings gut gemeistert.

50 Werke in 20 Ländern mit insgesamt rund 24.000 Mitarbeitern, davon 850 am Standort Selb, das ist Vishay heute. Wichtig bei einem derart globalen Firmenansatz sei es, koloniale Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen. „Ich persönlich glaube fest an lokales Management und auch daran, dass es die Besten an die Spitze schaffen müssen, unabhängig von ihrer Herkunft. Wichtig war und ist auch die außerordentlich hohe Liquidität, durch die Vishay sich immer frei entwickeln konnte. Wir sind Akteure und keine Getriebenen“, sei man stolz darauf, nicht abhängig zu sein, sondern unternehmerische Freiheit genießen zu können. Dr. Paul erklärte, dass seine Nachfolger diese Überzeugung teilen würden und den Wachstumskurs der Firma weiter fortsetzen möchten. Investitionen könne man sich leisten. Und schließlich sagte der scheidende CEO: „Unsere deutschen Standorte sind sicher“, gab er als Zukunftsgarantie für die Mitarbeiterschaft. Für ihn selbst heißt es dagegen nun: „Mission completed. Meine Mission ist erfüllt. Ich gehe glücklich und zufrieden!“

 

Nachfolgeregelung

Zum Nachfolger als President und Chief Executive Officer hat der Aufsichtsrat Joel Smejkal, Executive Vice President, Corporate Business Development, ernannt. Der Aufsichtsrat plant außerdem, Joel Smejkal zum Mitglied des Aufsichtsrats zu ernennen. Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat Jeff Webster, Executive Vice President, Business Head Passive Components, in die neu geschaffene Position des Chief Operating Officer berufen, der an den Chief Executive Officer berichtet. Joel Smejkal und Jeff Webster werden ihre neuen Funktionen am 1. Januar 2023 antreten.

In Anbetracht des bevorstehenden Ausscheidens von Dr. Paul hat sich der unabhängige Nominierungs- und Corporate Governance-Ausschuss in Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat seit einiger Zeit mit der Nachfolgeplanung befasst, um eine reibungslose Weiterentwicklung der strategischen Prioritäten von Vishay sicherzustellen. Sowohl Joel Smejkal als auch Jeff Webster sind erfahrene Führungskräfte bei Vishay, die im Jahr 2020 in ihre derzeitigen Positionen befördert wurden. Executive Chair des Aufsichtsrats Marc Zandman: „Joel Smejkal verfügt über die richtige Kombination von Eigenschaften, um die Unternehmensführung zu übernehmen: umfassende Erfahrung in den Bereichen Technik, Marketing, Geschäftsführung und Vertrieb, die er in den letzten 32 Jahren bei Vishay gesammelt hat, nachgewiesene Führungsqualitäten und in jüngster Zeit die Mitwirkung an der Entwicklung der Wachstumsstrategien des Unternehmens. Mit der Schaffung der Position eines Chief Operating Officer bei Vishay wird der Aufsichtsrat Jeff Websters fundierte Kenntnisse der weltweiten Aktivitäten von Vishay und seine Erfolge als Leiter unseres Geschäfts mit passiven Komponenten nutzen. Der Aufsichtsrat ist zuversichtlich, dass die Berufung dieser beiden Führungskräfte den Erfolg von Vishay auf dem Weg in das nächste Kapitel seiner über 60-jährigen Geschichte antreiben wird.“

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