16.5.2022 - Die Filiale der Postbank in der Martin-Pöhlmann-Straße wird geschlossen. Das kündigte das Unternehmen bereits im Sommer 2021 an. Mit dem 4. Juli 2022 steht jetzt ein konkreter Schließungstermin fest. Wurde die Deutsche Post auf der Suche nach einem weiteren Partner für Postdienstleistungen bereits vor zwei Monaten in der Selber Innenstadt fündig, so wird das Dienstleistungs-Angebot ab Juli bei Edeka Egert erweitert.

„Die Postbank schließt ihre Filiale in Selb. Die Filiale öffnet letztmalig am Montag, 4. Juli 2022 von 8:30 bis 13:00 Uhr!“ Das teilt Oliver Rittmaier von der Pressestelle der Postbank auf selb-live.de-Nachfrage mit. Bereits zuvor wurde erklärt: „Wie alle Banken beobachtet auch die Postbank, dass sich der Markt sowie das Verhalten unserer Kunden in Zeiten der Digitalisierung verändern. Hierauf stellen wir uns u.a. dadurch ein, dass wir für unsere Kunden unterschiedliche neue Filialformate mit differenzierten Produkt- und Serviceangeboten entwickeln. Zudem überprüfen wir kontinuierlich unser Filialnetz hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und Optimierungsmöglichkeiten“, wird begründet. Die Entscheidung, eine Filiale zu schließen, treffe man seitens der Postbank nicht leichtfertig. „Wir tun dies nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt. Entscheidend ist hier vor allem die Art der nachgefragten Leistungen, nicht die Kundenfrequenz. Um den Kund*innen ein großes Filialnetz mit einem umfassenden Service bieten zu können, muss für uns das Verhältnis zwischen reinen Serviceleistungen (z.B. Postdienstleistungen, Bargeldauszahlung) und wertschaffendem Neugeschäft (z.B. durch Abschlüsse und Nutzung von Bankprodukten) stimmen. Ist dieses Verhältnis nicht ausgewogen, führt dies, wie bei der Filiale in Selb, zu einem nicht kostendeckenden Ergebnis und damit zur Schließung der Filiale. Nur durch eine stetige Anpassung unseres Filialnetzes können wir langfristig unsere Rentabilität als Unternehmen sicherstellen“, heißt es in der Erklärung weiter.

Die Kund*innen werde man neben dieser Berichterstattung auf selb-live.de per Aushang, Handzettel und persönlichem Anschreiben über die Schließung, die nächstgelegene Filiale der Postbank, die neue Partnerfiliale der Deutschen Post und die nächstgelegenen Möglichkeiten zur kostenfreien Bargeldversorgung. „Hier gibt es in Selb einen Geldautomaten der HypoVereinsbank, Schillerstraße 41 sowie einen der Commerzbank, Schillerstraße 17. Ergänzend dazu bieten viele Supermärkte inzwischen das sogenannte Cashback-Verfahren an, bei dem man sich beim bargeldlosen Bezahlen kostenfrei bis zu 200 Euro auszahlen lassen kann. Dieser Service findet sich in Selb zum Beispiel bei NORMA, Blücherstraße 5, im Netto-Marken-Discount, Albert-Pausch-Ring 4 und bei LIDL, Dr.-Ludwig-Rieß-Straße 2“, wird informiert. Die nächstgelegenen Filialen der Postbank mit Vollsortiment befinden sich am Bahnhofsplatz 8 in Marktredwitz und am Konrad-Adenauer-Platz 1 in Hof. „Dort können unsere Kundinnen und Kunden sich zu Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge, Privatkrediten und Wertpapieren beraten lassen. Sie erhalten hier auch alle gewohnten Postdienstleistungen und können Bargeldein- und auszahlungen sowie Überweisungen vornehmen. Auf Wunsch bietet die „Postbank Finanzberatung“ die Beratung zu Finanzthemen auch zuhause an.“

Mit der Schließung der Postbank-Filiale werden hier folglich auch keine Dienstleistungen der Deutschen Post mehr angeboten (bestehen bleiben sollen lediglich die Postfächer). Zur Erklärung: Die Deutsche Post betreibt bundesweit nur noch wenige eigene Filialen an prominenten Standorten wie zum Beispiel im Regierungsviertel in Berlin oder in ihrer Konzernzentrale in Bonn. Alle anderen Filialen, die Kund*innen wie eben auch in Selb gemeinhin als „Post-Filiale" bezeichnen, werden von Kooperationspartnern der Deutschen Post betrieben. Die Postbank sei der größte Partner der Deutschen Post und biete in ihren Filialen auch die Services der Deutschen Post an. Die Mitarbeiter*innen in den Filialen seien Beschäftigte der Postbank, wie sich gegenüber selb-live.de geäußert wird.

Die Deutsche Post selbst kooperiert bei den Filialen, Paketshops und Verkaufspunkten bereits seit Mitte der 90er Jahre erfolgreich mit Partnern v.a. aus dem Einzelhandel, z.B. mit Schreibwarenläden oder Lebensmittelhändlern. „Die Zusammenarbeit mit Partnern bringt spürbare Serviceverbesserungen für die Kunden, wie beispielsweise eine deutliche Erweiterung der Öffnungszeiten von früher noch durchschnittlich 18 Wochenstunden im Jahr 1990 auf heute rund 55 Wochenstunden, d.h. dreimal so lange Öffnungszeiten“, erklärt Jasmin Derflinger von der Pressestelle der Deutsche Post DHL Group auf selb-live.de-Nachfrage. Sie verweist zudem auf den jährlichen Kundenmonitor, die größte Privatkundenstudie in Deutschland. Diese bestätige, dass über 94 Prozent der Kunden mit den Partner-Filialen im Einzelhandel zufrieden seien. „Auch für die Partner hat das Modell viele Vorteile: Das Angebot von Postdienstleistungen bringt dem örtlichen Einzelhandel Frequenz und damit zusätzliche Umsätze, weil Konsumenten neben den Postdienstleistungen auch andere Waren und Dienstleistungen erwerben. Damit leistet das Partner-Modell auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Einzelhandels in den Städten und Gemeinden“, investiere die Deutsche Post seit vielen Jahren konsequent in den bedarfsgerechten Ausbau ihres stationären Netzes, um die Kundennähe und Kundenzufriedenheit weiter zu erhöhen. In den letzten 20 Jahren habe so sich die Anzahl der Verkaufsstellen und Paketannahmepunkte mehr als verdoppelt. Ein Blick auf die Zahlen: Bundesweit betreibt die Deutsche Post aktuell rund 25.500 Verkaufsstellen, bestehend aus rund 13.000 klassischen Partner-Filialen, 10.500 DHL Paketshops und rund 2.000 Verkaufspunkten für kleinere Postdienstleistungen. Hinzu kommen über 8.500 Packstationen für den bequemen Paketversand und -empfang rund um die Uhr. Im Zuge des Digitalisierungsprogramms der Deutsche Post DHL Group wird z.B. die Zahl der Packstationen bis Ende 2023 auf 12.500 erhöht.

In Selb existieren bereits seit längerem einige Verkaufsstellen und Paketannahmepunkte, so beispielsweise in den beiden Märkten von Edeka Egert und dem Lotto-Presse-Fachgeschäft in der Schillerstraße (weitere Standorte im Filialfinder >>> https://www.deutschepost.de/de/s/standorte.html). Paketstationen sind weiter bei der (dann geschlossenen) Postbank-Filiale in der Martin-Pöhlmann-Straße und am Aldi-Markt zu finden. Beide bleiben bestehen.

Zwischenzeitlich konnte in Selb eine weitere Partnerlösung in Sachen Postdienstleistungen gefunden werden. Im März 2022 erweiterte Christine Schmidt ihr Fachgeschäft „Kornblume Naturkost“ am Marktplatz 13 um dieses Angebot. Hinzu soll laut Jasmin Derflinger das Angebot an Postdienstleistungen ab Juli im E-Center Egert am Unterweißenbacher Weg vergrößert werden. 

selb-live.de - Michael Sporer