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28.6.2016 – Ein Großprojekt mit acht viergeschossigen Häusern, in denen insgesamt 224 Wohnungen entstehen sollen, plant offenkundig eine Baufirma aus der Region auf dem Grundstück der ehemaligen Porzellanfabrik Müller an der Hartmannstraße. Was schon vor längerem öffentlich verlautet

wurde, so kann sich nun auch der Selber Stadtrat mit diesem Thema befassen. Zwischenzeitlich ist im Rathaus hierzu eine offizielle Bauvoranfrage eingegangen. Diese wurde zugleich als Tagesordnungspunkt in der Stadtratssitzung am morgigen Mittwoch (Rathausaal, 18 Uhr) aufgenommen. Seitens des Bauherren wird ein Vertreter direkt in der Sitzung das Konzept vorlegen und dem Gremium zu weiteren Fragen und Informationen zur Verfügung stehen. Bekannt ist, dass das Bauunternehmen aktuell bereits in Wunsiedel eine größere Wohnsiedlung errichtet. Auch in anderen Städten will man aktiv werden.

 

selb hartmanstrasse 06162Rückblende

Im Aufschwung der Porzellanindustrie errichtete Paul Müller im Jahr 1890 seine Produktionsgebäude. Seither festigte sich im Sprachgebrauch der Name „Müllerfabrik“. Eigenständig war das Unternehmen jedoch nur bis zum Jahr 1917. Unter dem Zusatz „Abteilung Paul Müller“ wurde an der Hartmannstraße fortan Porzellan unter der Regie von Hutschenreuther hergestellt. Noch während des 2. Weltkriegs wurde hierin auch die Produktion der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM) Berlin verlagert. Porzellan wurde noch bis zum Jahr 1955 hergestellt. In den 1960er Jahren wurden die Fabrikgebäude zu einem Wohnkomplex umgebaut. Bis 1998 gehörten diese Wohnhäuser noch zur Hutschenreuther AG, später einem privaten Investor, der aber insolvent ging. Im Rahmen einer Zwangsversteigerung kaufte die Stadt Selb 2011 die mittlerweile heruntergekommenen Häuser. Im Herbst 2012 ließ man diese schließlich abreißen. Dies mit dem Ziel, Flächen für moderne Wohnbebauungen in Zentrumsnähe entstehen zu lassen.

2013 haben sich Architekturstudenten der Hochschule Coburg im Rahmen ihrer Bachelorarbeit ans Werk gemacht, dabei unterschiedlichste Versionen einer Mischung von Geschosswohnungsbau bis hin zum Eigenheim in diesem rund 21.200m² großen Gelände erarbeitet. Entwürfe daraus dienten dem Stadtrat bei einer Sondersitzung für eine Grundsatzentscheidung zu einem Neuordnungskonzept, schließlich sprach nicht nur Oberbürgermeister Uli Pötzsch von einer „Filetlage“ in Sachen Wohnungsbau. Hervorgehoben wurde dabei die Bachelorarbeit von Lisa Hartmann. Diese sah in Sachen Städtebau ein großes Punkthaus im Nord-Westen vor. Drei Quartiere waren dem Entwurf nach von Nordwesten nach Südosten gestaffelt und bestanden aus Geschosswohnungsbau mit unterschiedlichen Wohnungsgrundrissen im Osten und Norden und verdichteten Einfamilienhäusern im Süden bzw. Osten des jeweiligen Quartiers. Die Erschließung zu Tiefgaragen sollte über die Hartmannstraße erfolgen. Freiraum durch gestaltete Quartiersmitten sollten ferner geschaffen werden.

 

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